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Gedichte über Oma - Seite 17


Kindheitserinnerungen

Kindheitserinnerungen

Mit dem Fahrrad so viele Sonntage
über die staubigen Straßen zu fahren,
erwartungsvoll und feiner als sonst gekleidet
dorthin radeln, wo elterliche Kindheit lag.

Auf die steinerne Ehrwürdigkeit
der uralten Brücke ging's gemächlich zu,
die uns leider nur langsam näher kam,
vorbei an den Gemäuern des Altstadels.

Und uns empfing dann auf weiträumigem Hof
das immerwährende Lächeln der Alten:
Voller Begegnungserwartung standen sie da,
bewegungslos, einladend, selig.

Die Großeltern hatten gerötetete Wangen,
gaben uns die verschafften Hände
und geleiteten uns mit gebeugtem Rücken
ins Haus, wo es fast immer nach Kuhmilch roch.

Im Sommer saßen wir meistens draußen
in der saftigen Wiese am noch sauberen Fluss,
aßen frisch gebackenes Brot und Schinken,
Der tönerne Mostkrug stand auf weißer Tischdecke.

Und die beiden Alten sahen liebevoll zu,
wenn wir uns das alles munden ließen,
aßen selten mit, hörten den Geschichten zu,
ganz eingetaucht in vergangenes Leben.

Aufmerksam brachte die Großmutter Nachschub,
wenn irgend etwas zur Neige ging,
denn es galt damals das Grundgesetz:
Niemand soll hungrig vom Tische aufstehen!

Der Großvater mit der Villiger im Mund,
die längst erloschen war,
hatte den Hund vorher angebunden,
dass der niemanden beißen kann.

Glänzenden Auges die beiden Alten,
immer noch präsent vor unseren Augen,
erinnerlich der Duft des frischen Brotes,
während hinten auf dem Hof die Kühe grasten.


©Hans Hartmut Karg
2020

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Sie häkelte, sie strickte und sie stickte

Sie häkelte, sich strickte und sie stickte

Immer, wenn das Geld im Hause knapper war
Oder sich Konflikte auf zu Bergen türmten,
Hungrig saß bei Tisch die große Kinderschar
Und Geldleiher sie mit Lockendem bestürmten,
Griff sie zu denNadeln, denn das waren ihre Trümpfe,
Wenn sie stickte, strickte – oder stopfte Strümpfe.

Das erst brachte alsbald Ruhe in ihr altes Haus,
Die sich von der Großmutter auf alle übertrug.
Frieden breitete sich im Familienrahmen aus,
Wo sie alles mit schönen Gleichmut ertrug,
Denn das wusste sie von der eig'nen Ahnfrau:
Mit den Nadeln war der Alltag niemals grau.

Ihre Deckchen, fein gestickt, sind legendär,
Durften auf den Tischen niemals fehlen,
Gaben Heimat dort, wo Arbeit noch schwer
Und man Pfennige noch musste leise zählen,
Damit hier der notwendige Lebensbedarf
Nicht die ganze Kasse übern Haufen warf.

Und sie strickte für die Kinder schöne Jacken,
Half damit, die Kälte auch im Winter auszugrenzen,
Kochte Suppen, konnte noch Brot backen,
Wusste damit bei den Nachkommen zu glänzen,
Denn bei ihr ging alles gut und nichts ging schief,
Gottesglauben und die Werte saßen tief.

Depressiv hätt' sie nie werden können,
Dazu war sie immer zu beschäftigt,
Musste sich mit Sparplänen versöhnen,
Formulierte klare Ansagen, die dann bekräftigt
Die Überlebensstrategie in Armzeiten aufspürte,
Weil die Tradition sie zu dem rechte Maß hinführte.

Heute wird vielfach der Ahnen Fleiß verlacht,
Weniger will man sich jetzt anstrengen.
Doch wer hätte je vor einem Jahr gedacht,
Dass die Zeiten sich auch wieder anders längen
Und vielleicht die frühen Tugenden wir brauchen,
Damit nicht wieder Not und Armut fauchen.


©Hans Hartmut Karg
2020

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