Gedichte zum November - Seite 30

Donnerstag:

Mal was Neues: Es schneit bei uns in der Stadt. Der Schnee hat es noch im November geschafft.

Mit etwas zusammenraffen
wer ich es heute noch schaffen:
Den letzten ‘Spruch‘ der Reihe
berühmt/berüchtigten Novemberschreiben.

Am Anfang war das Wort.(Joh.1.1)
Auf die Worte Phrasen folgten.
Die Sätze wurden zu Gedichten,
Romane, Gutenacht-Geschichten.

Schreiben ist heute veraltet.
Man E-mailt, SMSt und chattet.
Neudeutsch ist ‘in‘. Der Duden,
die Lexika ersetzt durch Google.

Die hübschen Sekretärinnen
werden für immer verschwinden.
KI konvertiert Sprache zu Texten.
Was kommt als Nächstes?

Hoffentlich nur nicht
das künstliche Gedicht!
Das wär zu schade
für Gedichte-Oase.

Liegt ein Nebel auf den Wogen,
breitet Stille sich umher.
Letzter Kranich fortgeflogen
und der Strand fast menschenleer.

Zupft der Herbst mit klammen Griffe,
Blätter ab von jedem Baum.
Taumeln trist und träg die Schiffe,
färbt das Laub sich bunt als Traum.

Zeigt die Welt sich in Bedauern.
nimmt der Abend früh Reißaus.
Friert der Tag in kühlen Schauern,
will man nicht mehr gerne raus

Zieht November durch die Gassen,
rinnt das Stundenglas der Zeit,
Will die Einsamkeit uns fassen,
Mantel aus Vergänglichkeit!

© Hansjürgen Katzer, November 2023