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Gedichte über Melancholie - Seite 61


FLOS SANGUINEM (Blutblume)

Ein gutes Leben ward mir einst vergönnt,
jedoch sterben muss selbst ich einmal,
meine Zeit als bald gekommen ist,
wenn Kälte zieht durch meine Glieder,
innig akzeptierte Hand des Todes.

Der helle Mond steht mir des Nächtens,
bringt silbrig mir ein kühles Lichterspiel,
als wär´s für mich allein in schwarz gebettet,
schon begraben liegt mein Herz im feuchten Nebel,
dem End´ seh´fast mit Freuden ich entgegen.

Mein eigenes Universum löst sich langsam auf,
vor langer Zeit aus jenem Blütenstempel hervor gewachsen,
in blutigen Windungen den ersten Atemzug getan,
und so weinte ich aus vollster Kehle,
um die Spuren meiner Austreibung und den Schmerz der darin lag zu lindern.

Still lag ich schwebend im sanft sicheren Schoße,
im Herzschlag reinster Mutterkraft geborgen,
bis die Angst vor dieser dunklen Welt verblasste,
hastig meine kleinen Hände umschlangen,
den Lebenshauch von den flüsternden Liebkosungen der Mutter.

Oh Ernst des Lebens der du mich mehr als einmal überwältigt hast,
jener Wildwuchs aller Existenzen,
geblutet hast du mir die endlos weiten Wege,
im lauf der Jahre zerfielen so viele Blütenblätter zart zu Boden,
verwelkten zu einem Pfad für die noch wenigen mühsamen Schritte.

Im Humost rasch empor gewuchert und gediehen zu einem festen Gebilde,
schier endlos fallen dunkelrote Tropfen auf die moosige Terra,
dichte Wolkengebilde legen sich grau in die Schwärze der Nacht,
die vollendete Gestalt des Mondes ist kaum noch sichtbar,
vor kurzem erst Geboren und doch gleich wieder den Halt verloren.

Lieblich steht in düsterer Pose ein Rosenkelch von Stein umgarnt,
thronend auf einem Bett mit buntem Laub bezogen,
führt dem Erdenreich zurück,
was Venen durch den Körper trugen,
und nur ein kleiner Rest meiner Seele verhärtet auf ewig im Harz.

© Gebeine 2023
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Skyscraper

In schwindelerregende Höhe ragt er empor,
der Wolkenkratzer, majestätisch und stolz, wie ein dunkles Rohr.
Ein düsteres Monument, kalte Silhouette pur,
grau und schwarz, von der Nacht verhüllt nur.

Die Wolken umtanzen den eisernen Turm,
verhüllen ihn mal, enthüllen ihn dann im Sturm.
Wie Nebelschwaden im Gewittergrollen laut,
verleihen sie ihm einen Hauch von Bann einer Braut.

Ein Mann, eine Frau, ein Kind stehen am Rand,
starr vor Angst und tiefem Respekt an der Hand.
Die Kälte des Stahls spüren sie in ihren Gesichtern heute,
wenn sie den Turm erklimmen, Heerscharen von Leuten.

Sie wagen das Abenteuer, das Risiko mit Freude,
die Gefahr weckt die Sehnsucht der 3ndl9sen Meute.
Sie ziehen den Regen, den Sturm, den Neonlicht-Schimmer an,
In die Höhen des Turmes, hin zu ihren Regeln dann.

Der Regen prasselt stürmisch, diese Nacht ist wie ein Schleier,
der Mond scheint blass, kaum zu sehen im Grau des nächtlichen Reiher.
Die Dunkelheit umhüllt die Meute wie ein Geheule,
doch sie trotzen dem Dunkel, sie haben Vertrauen, wie die nächtliche Jagd einer Eule.

Das Kind ergreift mutig der Mutter Hand,
der Vater führt sie sicher, Schritt für Schritt 8ns Land.
Sie kämpfen mit ihrer Angst, doch das Ziel vor Augen,
den Gipfel des Turmes, den sie erreichen wird als Ehre taugen.

Als sie endlich die Spitze des Wolkenkratzer erreichen,
wird ihnen klar, sie werden niemals weichen.
Blicken sie hinab, auf die Stadt, die weit zu reichen es scheint,
erkennen sie das Wunder, das es ehrlich mit ihnen meint.

Das Neonlicht flackert und leuchtet so hell,
die Stadt liegt zu Füßen, ein Meer aus Glanz so grell.
Die Wolken umschlingen den Turm, wie ein Mantel,
Und im Herzen erklingt ein triumphierender Tanz, nur schwer wie eine Hantel.

Die Wolkenkratzer erzählen von Abenteuern,
von Träumen, die hoch in den Himmel emporsteigen.
Sie sind ein Symbol der menschlichen Natur,
die nach Höherem strebt und das Unmögliche zeigen.

So bleiben die Wolkenkratzer im Geist verankert mild,
ein Zeichen für den Mut, das Unbekannte zu wagen wild.
Sind der Beweis, dass auch in der Kälte des Lebens,
ein Funken der Hoffnung, die Wärme kann tragen niemals vergehen.

Robert Späth
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