Sortieren nach:

Gedichte Über Maschine - Seite 4


Schlesiens Weber-Brandenburgs Stricker

Die Weber in Schlesien waren eine Macht,
die Webstühle liefen bei Tag und bei Nacht.
100 Jahre getreten mit fußeigener Kraft,
dann wurde Dampfenergie oder Strom angeschafft.
Der Webstuhl hat ein Oberbett
und in gleicher Art ein Unterbett.
Jedes aus vielen Fäden besteht,
um deren Verbindung sich alles dreht.

Sich zugleich eines hebt und eines senkt,
das Schiffchen einen Querfaden dazwischen drängt.
Und der Webstuhl zieht in seinem Bette,
das fertig gewebte, genannt die Kette.
Das Schiffchen, mit stählernen Spitzen,
muss ständig hin und her nur flitzen.
Es schießt dahin auf einer Geraden
und zieht dabei den bindenden Faden.

Das Schiffchen saust, von hier nach dort,
und manchmal ist es plötzlich fort.
Wird es nicht richtig aufgefangen,
ist es seinen Weg weiter gegangen.
Manch Schiffchen gab der Wand ein Loch
oder sauste durch das Fenster noch.
Ich sah auf der Straße Frauen im Kittel,
die suchten das wichtigste Arbeitsmittel.

Man fabulierte gern vom Webergeist,
der oft sich von der Kette reißt.
Im Eulengebirge, Teil schlesischer Berge,
schob man es gern auf Rübezahl und die Zwerge.
Das Weben war zwar Arbeit, Wissen und Macht,
doch hat die Politik die Fehler gemacht.
Eines Tages sind die Webstühle stehengeblieben,
denn man hat ganz Schlesien vertrieben.

Wer ahnte, dass die Heimat für immer verkommen,
hat seine Schiffchen vorsorglich mitgenommen.
Und bald sah man mit alten Spitzen
Schiffchen auf neuen Webstühlen flitzen.
Man redete noch lange vom Schlesischen Weben,
doch Brandenburgs Stricker erweckten Stoffe zum Leben.
Meist Vater webt und Mutter strickt,
das Schiffchen schwebt, die Nadel knickt.

Der Faden doch bei beiden reißt,
auch wenn er anders heißt.
Mit spitzen Fingern man sich schindet
bis ein Knoten dann verbindet,

08.08.2020©Wolf-Rüdiger Guthmann
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige


Der Jahrmarktsteller

Unser Nachbar war einst reisender Schausteller,
mit dem rasenden glatten Jahrmarktsteller.
Das war eine Scheibe ganz spiegelglatt,
die keine Rille zum Festkrallen hat.
Die Fahrgäste setzten sich in die Mitte
und unser Nachbar rief: „Festhalten bitte!“
Als er den Schalter ruckweise nach vorne legte,
die Scheibe sich langsam drehend bewegte.

Der Schalter wurde in Stufen gebogen,
die Scheibe ist schneller losgezogen.
Schreie gellten durchs flimmernde Land,
die ersten rutschten über den Rand.
Die letzten Drei, es waren mutige Frauen,
ließen ihre Röcke wehen, da konnte man schauen.
Doch nur kurz war das Vergnügen,
obwohl sie eingehakt, sah man sie zur Seite fliegen.

Manche Burschen hielten länger aus
und flogen wie Raketen raus.
Jahrelang gabs auf dem Rummel dieses Spiel,
dann wurden Unkosten und Vorschriften zu viel.
Der Nachbar gabs auf mit dem hölzernen Teller
und stellte ihn hochkant neben den Keller.
Schwerkrank sagte er: „Bevor ich sterbe,
ich den Teller und alles dir vererbe.

Vielleicht hast du irgendwann den Mut
und das kleine Quentchen Schaustellerblut,
das der Künstler nennt sein eigen,
um es der ganzen Welt zu zeigen.“
Mein Blut gab manch Krankem Halt,
mir fehlte der Mut und ich wurde alt.
Doch im Sommer, in sternklarer Nacht
Habe ich anfangs an die Drehungen gedacht.

Doch warum so schnell geschafft
und warum mit Zentrifugalkraft ??
Langsam geht die Welt zugrunde,
da vergeht noch manche Stunde.
Im Garten stellten wir den Teller auf,
schön horizontal mit langsamen Lauf.
Auf dem hölzernen Tellerrand wurden Liegen montiert,
mit Schlafsäcken, damit keiner friert.

Ist der Himmel nachts am wolkenlosen blauen
wir Interessenten in die Sterne schauen.
Auf dem Rücken liegend und in die Ferne sehend
verfolgen wir das Weltallgeschehen.
Ein Beispiel will ich nennen,
das nur die wenigsten kennen.
Anfang Dezember, ist es geschehen,
man konnte am Himmel angebliche Ufos sehen

Ein Lichtpunkt war am Firmament,
den hätte jeder gleich verpennt.
Doch während wir Cracker verzehrten
Sich hoch oben die Lichter vermehrten.
Es wurde eine lange Lichterkette
und erregte manche UFO Wette.
Ein Anruf bei der ESA hat ergeben,
60 Nachrichtensatelliten bekamen ihr Leben.

08.12.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige