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Gedichte über Liebe - Seite 1756


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Schwere Zeiten

Schwere Zeiten

©Hans Hartmut Karg
2017

Als Jugendliche lernten sie sich in der Schule kennen
Und hofften miteinander auf die paarglückliche Zukunft.
Sie lebten eng zusammen in dem frühen, freien Glücke
Und alle Abschlüsse waren für sie nun erfolgsgekrönt.

In unseren Frauenzeiten haben es die Frauen leicht,
Nach ihrem Abschluss eine Stelle gleich zu finden.
Bereits die Erstbewerbung gab der Freundin Mut,
Denn sie ward angestellt, verdiente endlich Geld.

Mit allerbesten und für sie erfüllten Konditionen
Stand sie zufrieden täglich ihren Mann nun im Beruf.
Der liebe Freund jedoch, der musste lange suchen
Und war doch zweifelnd an sich, ohne Trost und Mut.

Denn mehr als hundertmal hat er versucht,
Sich überall auf jede Stelle zu bewerben.
Am Ende wollte ihn doch keiner wirklich haben –
Und in Gesprächen kam er leider nicht gut an.

Die Noten waren besser, als die der Liebesfreundin,
Doch er, sehr groß und leicht zur Fülle neigend,
Suchte vergeblich überall und doch ohne Erfolg,
Er, der selbstzweifelnd der Verzweiflung nahe.

Immer wurden dabei die jungen Frauen vorgezogen,
Deshalb wusste er für sich weder ein noch aus.
Er resignierte langsam auf der langen Suche,
Denn Männer waren da scheinbar nicht mehr gefragt.

Nach langem Suchen fand er endlich eine Stelle
Im fernen China, weit entfernt von seiner Allerliebsten.
Er wollte Arbeit und er flog erwartungsvoll dorthin,
Wo man die Langnasen mit Höflichkeit noch achtet.

Da kamen schwere Zeiten auf die junge Liebe zu,
Denn Fernbeziehungen sind lange Leidenszeiten.
Das Paar verdiente zwar jetzt immer reichlich Geld
Und recht erfolgreich arbeitete es in Berufen,

Doch waren BEIDE nun fern jeder Zärtlichkeit,
Die doch Berührung, Nähe und Umarmung braucht.
Ein jeder lebte in der eigenen Welt im Zimmer
Und auch das Skypen brachte keine echte Nähe.

Sie trafen sich nur dreimal noch im Jahr
Und kamen auch an Weihnachten zusammen.
Da stand der Abschied immer schon am Anfang
Und bittere Tränen flossen, wenn er wirklich kam.

Fünf Jahre hielten sie gemeinsam durch,
Doch konnte dann die junge Frau nicht mehr.
Sie wollte bleiben, wo Verwandte, liebe Freunde,
Deshalb schlug sie zuerst die Trennung vor.

Er war verzweifelt, fiel aus allen Wolken,
Denn ihre Liebe war doch groß und allzeit stark.
Die Urlaube hatten ihm immerzu gezeigt,
Wie sehr sie füreinander liebend waren.

Ihr aber lief die Lebenszeit langsam davon,
Sie wollte Kinder und ein ganz normales Leben.
Die Fernbeziehung schien ihr keine Lösung,
Obwohl der Liebste ihr der Liebste blieb.

So trat sie unbemerkt in eine neue Liebe ein
Und wusste doch, dass sie den Jugendfreund
Ein Leben lang als ihre große Liebe feiern konnte.
Doch – praktisch denkend – hielt sie dies geheim.

Der ferne Jugendfreund war ganz verzweifelt,
Als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr,
Die sie mit ihrem neuen Partner hatte
Und die ihm nun den Bruch endgültig zeigte.

Für sie war es nur Trennung, für ihn aber tiefer Bruch,
Denn, hatten sie es sich nicht oft geschworen,
Dass lebenslang sie sich die Treue halten würden
Und keiner sich vom anderen trennen würde?

Zwei Jahre brauchte ihr verflossener Liebhaber,
Bis er sich innerlich ein wenig lösen konnte.
Als sie schon mit dem zweiten Kinde schwanger,
Verstand er dies endlich als Zeichen der Endgültigeit.

Und, ja, es gab inzwischen eine zierliche Person
Aus Nippon, die in seiner großen Firma wirkte.
In China fanden beide nun zusammen,
Weil doch die Lebensliebe immer Nähe sucht.

Ihr feines Lächeln traf sein leidend' Auge
Und seine Seele blühte langsam wieder auf.
Wenn er sie sah und bei ihr länger weilte,
Trat nun ein zweites Himmelreich in seinen Horizont.

Er wehrte ab die alten, längst verblassten Schwüre
Und sperrte sich nicht mehr gegen Lebensgefühle,
Die längst sein pochend' Herz ergriffen hatten,
Um sich zu sehnen nach der Nähe mit viel Zärtlichkeit.

So fand im Reich der Mitte und nun fern sein Glück
Der junge Mann, weit weg von alter, tiefer Liebe.
Nur seine Eltern litten noch, weil er so fern von ihnen,
Doch er gesundete mit Nippons Hilfe nun im Reich der Mitte.

*
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