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Gedichte über das Leben - Seite 2682


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Das alte Haus

Das Haus, mehr als 200 Jahre alt
Gebaut, nicht um selber darin zu wohnen
Sondern für andere Leut', halt
Das Erdreich feucht und moorig
Deshalb das Bauen schwierig
Vorsichtshalber wurde es auf Pfähle gestellt
Arbeitsleute an der Zahl recht viel
Wurden rasch herangeholt
Um mit Hacke und mit Schaufel
Tiefe Löcher auszuheben
Dann auch schon mal
Nicht unbedingt bestellt
Ein längst verstorbener Krieger
Sich als Leiche dazu gesellt.

Mit viel Mühe und viel Fleiß
War das Ziel bald erreicht
Dieses hatte leider auch seinen Preis
Manch einer auf der Strecke blieb
Die Arbeit, die verrichtet
So zum guten Zwecke trieb
Zimmerleute und die ganze Handwerksmeute
Haben sich bemüht
Dass das Haus zu stehen vermag, bis heute
Viele Menschen gaben sich die Klinke in die Hand
Zogen ein und zogen um.

In der Zeit vor vielen Jahren
Hatte sich in unserer Stadt einiges zugetragen
Die Schweden waren da gewesen
In Büchern kann man dieses lesen
Sie haben nicht nur geschossen
Haben Frieden mit uns geschlossen
Ein Speicher in unserer Stadt
Bekam ihren Namen
Fast jedes Jahr feiern wir deswegen ein Fest
Das uns an vergangene Zeit erinnern lässt
Ob sie in dieses Häuschen eingezogen
Konnte man leider nicht mehr belegen.

Das alte Haus mit soviel Geschichte
Hält nun nicht mehr immer dichte
Wenn der Sturm und der Wind
Um die Ecke pfeifen
Fängt es an zu Knarren und zu Keifen
Seit nun schon mehr als 200 Jahre
Steht dieses etwas schiefe Haus
Fest im Erdreich, tagein und tagaus
Man kann sicher sagen
Dass auch in den nächsten hundert Jahren
Die Sonne wird über diesem Häuschen strahlen.



© Soso 14.8.2019
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Das Tagebuch

Ich lese gerade kreuz und quer
Geschichte in einem alten Tagebuch.
Das Lesen darin fällt sehr schwer,
da die altdeutsche Schrift ein Fluch.
Die Schreiberin war eine Fremde,
das Buch war schon vermüllt,
doch gegen eine Spende
hat man es hervor gewühlt.

Christa hieß die Schreiberin,
und nach Otto stand ihr Sinn.
Otto, der im Nachbarort wohnte,
zu Hause über 20 Schweinen thronte.
Zu einer Zeit, da hier noch ein Reich
und der Führer aus Österreich.
Otto war sehr nett und lieb,
ein richtiger kleiner Herzensdieb.

Er durfte ihr die Unschuld nehmen
ohne sich dabei zu schämen.
Doch der Krieg war sehr gemein
und man zog ihn zu den Soldaten ein.
Christa wollte sich im Urlaub beugen
und mit Otto Nachwuchs zeugen.
Doch schon 11 Tage später kam ein Brief,
dass Otto nun als Held in Russland schlief.

Von der Kompanie blieb nur einer am Leben,
der musste später Informationen geben.
Tränen haben sich mit der Tinte vermischt
und die traurige Nachricht verwischt.
Sehr lange dauerte ihre Trauer,
dann entsetzte sie der Bau der Mauer.
Der Nachbarort, in dem sie geboren,
ging für Besuch und Treffen verloren.

Dabei hatte sie einen Steinwurf entfernt,
dort eine neue Liebe kennen gelernt.
Tagelang riefen sie noch über den Zaun,
dann ließ man eine Bretterwand bau‘ n.
Ins Dorf durften fremde Bus-Passagiere
durch zeigen der Passierschein Papiere.
Für ein Telefon gab es viele Kunden,
doch über Grenzen wurde wenig verbunden.

Die Uniform mit Essgeschirr und Spaten
erinnerte sie an ihren gefallenen Soldaten.
Sie schrieb nun für die Presse Berichte
und für Geburtstage kleine Gedichte.
Die Zeit verging, das Tagebuch sammelte,
was sonst auf losen Zetteln vergammelte.
Die Krankheiten und täglichen Zipperlein
bewältigte sie plötzlich nicht mehr allein.
War es Schicksal oder schlechter Lebensstil,
sie zog ins Heim am Tag als die Mauer fiel.

07.08.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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