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Gedichte über das Leben - Seite 240


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Der Schutzwall

Immer wenn dein Wecker klingelt
Und ein neuer Morgen beginnt
Fühlst du dich auf’s Neue von all deinen Sorgen umzingelt
Glück so scheint es, ist nicht für dich bestimmt

Deine Wohnung vermüllt und verdreckt
Weil du alles schleifen läßt
Hast dich in dieser Müllhalde versteckt
Und steckst nun in ihr fest

Selbst das Arbeitsamt hat dir schon lange keine Briefe mehr geschickt
Deine letzte Bewerbung ist schon Jahre her
Bist vor dem Berg deiner Probleme eingeknickt
Und machst aus dir selbst schon lange nichts mehr

Keine Freunde oder Kontakt zu Verwandten
Aus Scham und Angst man könnte deine Fassade durchschauen
Denn nur weil sie nie jemals etwas ahnten, deinen Zerfall erkannten
Konntest du deinen Schutzwall erst erbauen

So verbringst du deine Zeit
Meist vor Computer und Fernseher
Und du weißt ohne Geleit
Rückt das Ende immer näher

All die Duftbäumchen können den Gestank kaum noch überdecken
Auch der Platz wird langsam knapp
Was passiert wenn sie dein Geheimnis entdecken?
Stoßen sie dich dann endgültig ab?

Werden sie sich ekeln und empören?
Verurteilen, nicht willens unter all den Dreck zu sehen?
All deine Gründe nicht wirklich hören?
Und erst recht nicht verstehen?

Oder dir mit Mitleid und Hilfe begegnen?
Die Hand reichen
Um gemeinsam dir den Weg zu ebnen
Um all dem Dreck ein für allemal zu entweichen

Doch es liegt an dir den 1. Schritt zu tun
Es kann nur aufwärts gehen
Kannst es dir nicht leisten dich weiter im Selbstmitleid auszuruh`n
Es wird Zeit hinter deinem Schutzwall aufzustehen
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Aufgeräumt

Die Party ist vorbei. Er hat aufgeräumt. Und sitzt
jetzt in einer Ecke. Und sieht sich an was alles
vergessen wurde. Eine Brille. Ein Schal. Eine
Handtasche. Eine Mütze. Eine Brieftasche. Und
er sieht sich die Sachen genau an.

Die Brille ist von Anton. Anton war ein Spezialist
im bauen von Kartenhäusern. Immer etwas höher
und größer. Bis sie wieder zusammen fielen. Und
noch höher und größer. Bis sie wieder zusammen
fielen. Und noch höher und größer. Bis sie wieder
zusammen fielen. Höher! Höher! Höher! Nur um
zu sehen wie sie wieder zusammen fielen. Dann
dachte er sich: "Was soll der Job!“ Und hat sich
zum Bäcker umschulen lassen. Und jetzt backt er
Brötchen. Er ist zwar nicht mehr so berühmt, wie
der Erbauer von Kartenhäusern. Aber, die Leute
lieben seine Brötchen. Und das hat mehr leben als
Kartenhäuser zu bauen. Nur um dann zu sehen wie
sie wieder zusammen fielen!

Der Schal ist von Anna. Anna war immer verrückt
nach den neuesten Moden. Immer zehn Kataloge
an der Seite. Und jeden Tag ein neues Kleid.
Moderner als das Kleid von Gestern. Jeden Tag ein
Paar neue Schuhe. Moderner als die Schuhe von
Gestern. Jeden Tag eine neue Bluse. Moderner als
die Bluse von Gestern. Dann dachte sie sich: "Was
soll das Ganze?“ Und sie hat angefangen richtige
Bücher zu lesen. Und hat sich dann für Obdachlose
engagiert. Und jetzt gibt es Leute die sie brauchen.
Leute für die sie auch Morgen noch wichtig ist.
Und das ist jetzt mehr für sie, als etwas das heute
in Mode ist. Und schon Morgen nicht mehr zählt.

Die Handtasche ist von Christel. Christel hat
Versicherungen verkauft. Und den Leuten alle
Sicherheit versprochen. Die gute Versicherung.
Für die noch bessere Sicherheit. Die bessere
Versicherung. Für die absolute Sicherheit. Die
endgültige Versicherung. Für die wahre Sicherheit.
Die Sicherheit, mit der es nur Sicherheit gibt. Alle
Sicherheit dieser Welt. Dann dachte sie sich: "Was
soll der Job?" Und was verkaufe ich da? Und sie
hat angefangen Medizin zu studieren. Und ist jetzt
Ärztin. Und erklärt den Leuten wie sie gesund
bleiben. Und was so die Sicherheit ist: „Gesunde
Ernährung! Klares Denken! Vernünftiges Leben!“

Die Mütze gehört Thomas. Thomas war
Straßenmusiker. Immer mit der Hoffnung auf die
große Karriere. Und der Liebe und der Zuneigung
von Millionen. Die Ihn und seine Lieder bewundern.
Und nur mit Ihm und seinen Liedern das Leben
mögen. Und nur mit Ihm und seinen Liedern etwas
vom Leben wissen. Und nur mit Ihm und seinen
Liedern denken können. Und nur mit Ihm und
seinen Liedern etwas besitzen. Und dann dachte er
sich: "Was soll der Job?" Und er ist Lehrer für
Musik geworden. Und zeigt jedem seiner Schüler
das er singen kann. Das er eine Stimme hat die
wichtig ist. Mit dem sein ganzes Leben ein Lied
ist. Mit dem er die Welt neu sieht. Und das Leben
mit all seinen Wundern.

Die Brieftasche gehört Michael. Michael war
Makler. Und hat die teuersten Häuser verkauft.
Häuser mit allem Luxus. Teurer und noch teurer.
Mit mehr Luxus. Und mit noch mehr Luxus.
Und teurer und noch teurer. Mit Luxus hier. Mit
Luxus da. Luxus in jeder Ecke. Luxus in jedem
Raum. Luxus! Luxus! Luxus! Ohne ende Luxus.
Mit allen Raffinessen. Dann dachte er sich: „Was
soll der Job?“ Und wer braucht Luxus? Und noch
mehr Luxus. Und mehr und mehr und mehr Luxus.
Und heute wartet er Mietshäuser. Und sorgt dafür
das alles wichtige funktioniert. Und in Ordnung
ist. Die einfachen Dinge. Mit denen das Leben allen
Luxus hat, den es benötigt.

Er hat aufgeräumt. Und sitzt in der Ecke. Und er
weiß: "Die Party ist vorbei!“ Das andere Leben
beginnt. Und wer es sieht und begreift gewinnt.
Und ist reich. Den Sonnenaufgang. Den blauen
Himmel. Und Wiesen. Und Parks. Und Menschen
die wissen was zählt.

Klaus Lutz
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