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Gedichte über Krankheit - Seite 59


Die gute Nachtgeschichte

Du Pa, kannst du mir noch eine Geschichte vorlesen?
Ja klar, die kleine Hexe auf ihrem Besen?
Nein, die habe ich schon so oft gehört.
Ich möchte eine Neue hören wenn es dich nicht stört.
Es gibt da eine Geschichte die mag Ich ganz gern,
Sie handelt von einem kleinen Stern.

Es gab einmal einen kleinen Stern am Himmelszelt.
Der wollte noch viel sehen von der großen Welt.
Aber er war sehr klein und hatte nicht viel Kraft.
So gaben die großen Sterne auf ihn acht.
Die Sonne wollte er unbedingt aufgehen sehen.
Aber das konnte keiner verstehen.

Um die Sonne aufgehen zu sehen,
brauchst du sehr viel Kraft.
Und wir glauben dass du das nicht schaffst.
Du würdest vom Himmel herunter fallen und bleibst nicht unversehrt.
Ist dir das Risiko den Wert?
Ich bin vielleicht nicht stark und auch sehr klein,
Aber es wird nicht nur ein Traum sein.

Ich lebe meinen Traum und träume nicht mein Leben.
Das wird mir Stärke geben.
Und wenn ich herunterfalle fliege ich zur Bergkuppe,
und werde zur schönsten Sternschnuppe.
Ihr seid groß und stark
und wisst gar nicht wie das ist,
Ich bin euch sehr dankbar,
ich möchte das ihr das wisst.

Der kleine Stern brach sofort auf,
Und nahm die bevor stehende Gefahr in kauf.
Getrieben von seinem letzten Wunsch und seinem Traum,
Die anderen Sterne sahen ihn noch kaum.
Er fragte sich wie wird sie Sonne wohl sein,
Ist sie groß oder klein?
Die ganzen Fragen beschäftigten ihn sehr,
Und er kam seinem Ziel immer ein Stück näher.
Allerdings geschah das was die großen Sterne dachten,
Das die schwindenden Kräfte ihm zu schaffen machten.
Er wurde immer schwächer und konnte kaum noch fliegen,
Aber er war überzeugt er würde siegen.

Und Pa hat der kleine Stern es geschafft?
Hat er sich wieder aufgerafft?
Dem kleinen Stern ging immer mehr die Kraft aus,
Und die Sonne war noch soweit voraus.
So flog er zu Bergkuppe,
Ließ sich fallen und flog weiter als Sternschnuppe.

Als die Sonne am Horizont zu erkennen war,
War der kleine Stern rechtzeitig da.
Er wusste lässt er sich fallen
wird er nie wieder kehren,
Aber seinen letzten Wunsch
wollte er sich nicht verwehren.
Er sah die Sonne in ihrer vollen Pracht,
Und keiner von den großen Sternen
hätte jemals daran gedacht.

Pa warum siehst du so traurig aus,
Ich komme doch schon bald hier heraus.
Ich bin jetzt sehr müde und will schlafen gehen,
Ja, mein Sohn das kann ich verstehen.
Der Junge schließt die Augen und schläft ein.
Der Vater schließt ihn in die Arme
und fängt an zu weinen.

Der Vater wusste nicht wie viele Tage es noch sind,
In seinen Armen hält er nun sein totes Kind.
Er flüstert ihm,
lass dich fallen du kannst ruhig gehen,
Er schaut aus dem Fenster und kann eine wunderschöne Sternschnuppe sehen.

Der Vater sagte es seinem Sohn nie,
Er starb an Leukämie.
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Das Buch

Die Politiker angeblich an uns denken
und uns gute Ratschläge schenken.
Die Künstler wilde Sachen treiben
und der Poet kann es bunt beschreiben.
Im Frühjahr lag ich im Krankenhaus,
in dem berühmten Bettenhaus.
Schien die Sonne wärmend schon
durften wir auf den Balkon.

Jeder Kranke dort stumm hockte
wo Empfang des Handys lockte.
Mein Gerät war zwar von den Besten,
doch der Sender war noch am Testen.
Ging es nicht, kam gleich mein Fluch,
ich ging zum Schrank, griff mir ein Buch.
Ein Roman war s aus vergangener Zeit
über Liebe, Kinder, Freud und Leid.

Schwiegermutter war beispielsweise Last,
denn sie kam am Tisch als 13. Gast.
Ein weiterer Stuhl war kein Problem,
auch zusammen gerückt war s noch bequem.
Ärger brachte das Besteck an den Tag,
denn genau ein Dutzend im Schubfach lag.
Ganz geschickt wurde das gedreht,
denn wer nicht saß zum Tischgebet,

durfte sein Schicksal verfluchen
und passende Teile in der Küche suchen.
In dieser Art waren die Geschichten,
die vom Leben einer Familie berichten.
Ich las sie abends den anderen vor
bis die Schwester schloss symbolisch das Tor.
Eines Abends fragte sie mich leise,
ob denn mein Leben nicht war eine Reise.

Ich könnte doch solche Geschichten
sicher aus meinem Leben berichten.
Und nun sitze ich schreibbereit hier
mit Bleistiften und einem Stapel Papier.
Wie und wo fängt man eigentlich an
und vor allem zu welcher Zeit, also wann?
Beschreibe ich in einem kurzen Spurt
das Elternhaus bis zu meiner Geburt?

Doch da war Krieg, nichts angenehmes,
im Luftschutzkeller gab es nur unbequemes.
Sollte ich über die Schule schreiben,
darüber was wir hinterher konnten treiben?
Interessiert jemand die erste Liebe,
Geschichten über Kirschendiebe?
Einst verkörperten wir auch hautnah,
die ehem. Landesverteidigung NVA.

Wir spielten und feierten an manchen Tagen
bei Sportfesten und Saufgelagen.
Manchmal teilten wir ruck-zuck
mit den Russen den Wodka-Schluck.
Unsere Arbeit war nicht geheim oder graulich,
sie war wie alles im Land streng vertraulich.
Wer wollte schon das Wissen kriegen,
wo die Kabel und Freileitungen liegen?

Mit so manchem süßen Kuss
war bei der Liebe noch nicht Schluss.
Nachtbesuche erfolgreich blieben,
zur Ehe und Familie trieben.
Krankheiten und Sonnenbrand
mancher nur schwer überstand.
Die Reha fordert morgens Fango
und zur Erholung abends Tango.

Der Bekanntenkreis wird kleiner,
die restlichen Lebensjahre bis 100 feiner.
Wollt ihr sowas von mir wissen,
schlaft ihr besser auf dem Kissen?
Soll ich dafür mich zerreiben
und die Zettel hier beschreiben?
Wer nun denkt, drauf steht Poesie,
der komme her und nehme sie.

10.12.2019 @ Wolf-Rüdiger Guthmann
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