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Gedichte über die Jugend - Seite 19


Ich könnte

Ich könnte in den Bleistift beißen
und das Blatt A4 zerreißen.
Stundenlang sitz ich schon hier
vor dem Bogen Schreibpapier.
Denn dieses Jahr bin ich an der Reihe
mit dem Gedicht zur Jugendweihe.
Ich möchte gern ein Dichter sein,
doch mir fällt partout nichts ein.

Soll ich mir die Hände reiben,
über verdorbene Jugend schreiben?
Das wäre fast ein Stich mit Messer,
denn wir waren auch nicht besser.
Ich könnte nebenbei erwähnen,
dass sie sich nach Liebe sehnen.
Doch das war schon zu unserer Zeit,
samt Eifersucht und Herzeleid.

Ich könnte nun allen publizieren,
sie wollen sich auch motorisieren.
Nach dem Fahrrad in unseren Jahren
kam erst ein Moped angefahren.
Ich könnte euch verschwiegen mitteilen,
die Jugend möchte zur Wahlurne eilen,
um die richtigen Leute zu wählen,
mit deren Namen sich die Eltern quälen.

Und es sollte ihnen vor allen Dingen
eine Lehrzeit mit Abschluss gelingen.
Auch unsere Lehrzeit hinterließ ihre Spuren,
morgens und abends nach verschiedenen Uhren.
Wir hatten keine PC-Spieler und Amtsvollstrecker,
dafür aber Müller, Fleischer, Bäcker.
Ich könnte berichten von schweren Wintertagen,
als Jung und Alt den festen Schnee getragen.

Ich könnte allen ein Buch empfehlen,
doch das würde ihnen Freizeit stehlen.
Sie können forschen und erfinden,
Nächte wachen, am Tag sich schinden.
Doch was sie wirklich treiben,
kann ich gar nicht beschreiben.
Darum lasse ich es lieber sein
und packe Papier und Bleistift ein.

19.03.2019 ©Wolf-Rüdiger Guthmann
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