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Gedichte über Interesse - Seite 15


Die Nacht in Big Apple I

„ Wenn du die Dämmerung überstehst, wirst du auch die Nacht überleben.“

1.

1991....
Als Carla zum ersten Mal am JFK – Airport in New York landete und danach mit dem Helicopter – Rundflug den Friedhof von oben sah, bevor sie sich mit Frank im Plaza eincheckte, war ihr klar: Nicht ihre Stadt.

Pulsierend, stickig – und laut. Der Konzern, in dem ihr Mann im mittleren Management tätig war, hatte diese Reise als Incentive Event ermöglicht.
Jeder Tag war vollgepackt mit Sightseeing und Events der besonderen Art. Die In – Lokale in Manhattan, eine Vorstellung am Broadway. Hochinteressant und sehr anstrengend. Keine Nacht vor 3 Uhr ins Hotel und morgens um 7 Uhr Frühstück – nicht bei Tiffany, sondern im Plaza.
Das Plaza – direkt am Centralpark. Exklusiv. Der tägliche Espresso im Oak – Room war ein Muss.

Die Tage vergingen wie im Flug. Manhattan war aufregend. Die Lichtreklamen am Timesquare waren bunter, die unzähligen Taxen gelber, als man sie von den Fotos kannte und die Sirenen der Cops erinnerten an die Krimis, die man im Fernsehen mit Spannung verfolgt hatte.
Windows of the World war ein Turm – Restaurant im 107. Stock des World Trade Center mit einem atemberaubenden Blick auf Hudson, East River, zur Freiheitsstatue und auf Manhattan.
Später, 2001 sollten die Twin Towers des World Trade Center einem Terroranschlag zum Opfer fallen.
Wallstreet, Rockefeller – Center, Carnegie – Hall, Met, Empire State Building. Brooklyn – Bridge, Trump – Tower, Waldorf – Astoria mit Russian Tearoom, Smith & Wollensky....alles wichtige Adressen.

Eindrücke, neu, gigantisch – sie wird sie nie vergessen.

Die Kaufhäuser mit ihren Angeboten waren atemberaubend. Macy´s, Sax, Bloomingdale – in jedem könnte man einen ganzen Tag ohne Langeweile (aber mit much Money) verbringen. Für Carla ein El Dorado.
Grand Central – Terminal. Weltgrößter Kultbahnhof mit der berühmten Oyster – Bar. Hier aß sie ihren ersten Lobster. Als er im Teller vor ihr lag, bemerkte der nette Kellner ihre Unsicherheit und half ihr beim zerlegen.

Am letzten Tag fuhren sie nach Harlem; dort wollten sie das berühmte Appolo – Theatre besichtigen, in dem Superstars, wie Frank Sinatra, Dean Martin, Stevie Wonder aufgetreten waren. Kurz vor ihrer Ankunft wurden sie von der Polizei gestoppt. Die Sicht vor ihnen war schwarz und dicht vernebelt. Sie mussten zurück fahren, weil ein Amokläufer wild um sich schoss und schon 8 Menschen tödlich getroffen hatte.

Carla legte den Kopf zurück, als sie im Flugzeug Richtung Frankfurt saßen. Sie freute sich auf das gemütliche Zuhause und den Dackel Purzel.
Die Reise war beeindruckend, aber lächelnd flüsterte sie ihrem Mann zu: „Deiner Firma und dir hab ich zu danken für all die Erlebnisse, aber eines weiß ich: Nie wieder ´Big Apple´.

Das sollte sich ändern.............

2.

Einmal wöchentlich kommt Carla hierher zum Airport. Seit sie mit Frank zum Sonntagsbrunch hier war und den Flugzeugen beim Start zugesehen hatte, spürt sie diese innere Unruhe. Ihr Blut pocht wild und eine nie gekannte Sehnsucht breitet sich in ihrem Herzen aus.
Fernweh …..... nach New York.
Insgeheim träumt sie davon, einmal in der Vorweihnachtszeit durch das verschneite Manhattan zu bummeln. Vielleicht auch ein bisschen zu shoppen und manches Schätzchen für wenig Geld zu ergattern. Mit etwas Glück könnte das gelingen.
In die Christmas – Carol – Show im RCA – Wolkenkratzer am Rockefeller – Center. Typisch amerikanischer Kitsch, aber auch das gehört dazu-.
Zum Broadway … und …..ach, sie darf gar nicht dran denken. Ist nicht drin im Budget, weil sie die schöne Wohnung gekauft haben und da gibt’s eben Prioritäten.
Nachdenklich formt sie das Milchschaumherz im Cappuccino zu einem Apfel. Big Apple...
Frank ist in der Adventszeit ohnehin in der Firma unabkömmlich und alleine macht es ihr keinen Spaß. Nein, es fehlt ihr an Courage, Carla´s amerikanisch ist dürftig , selbst, wenn sie sich bis jetzt immer verständigen konnte. Manchmal durch Handbewegungen oder Zeichnungen, wenn ihr die Worte nicht sofort einfielen.
Mittlerweile dämmert es draußen am Rollfeld. Carla hat völlig die Zeit vergessen. Erschrocken bezahlt sie und eilt zum Parkhaus, um auf dem Heimweg noch beim Metzger einzukaufen.
Frank sitzt am Schreibtisch und telefoniert, als sie die Türe aufsperrt. So früh ist er selten zuhause.
Purzel, der Rauhaardackel klopft heftig mit seinem Schwanz auf den Boden und setzt sich neben Herrchen´s Stuhl, weil er da die besten Chancen sieht, ein Stück von der Wurst zu erhaschen. Frauchen gibt ihm nie etwas ab von ihrem Teller. Geizig ist sie. Alles isst sie alleine.
Frank schenkt Wein nach und holt ein Kuvert aus dem Jacket:
Ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk für Carla – sie ist ein Weihnachtskind und liebt alles, was diese Zeit so besonders macht. Die Lieder, Geschichten, geschmückte Bäume, Plätzchenduft, Stollen, Kerzen und auch den Kitsch, der sich in alles einreiht.
´1 Woche Christmas – Shopping in New York.´

Freudig fällt sie Frank um den Hals und wirft dem Dackel ein Stück Wurst zu.

Fortsetzung folgt......
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