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Gedichte über Humor - Seite 748


Die Rasur

Zwei Tage war ich zu den Messen
und hatte doch mein Rasierzeug vergessen.
Morgens bin ich schnell gelaufen,
um mir neues Bartwerkzeug zu kaufen.
Im Shop fiel die Entscheidung schwer,
muss Nass- oder Trockentechnik her.

Die Verkäuferin sah meine Stoppeln,
und begann ganz leise zu koppeln:
"Für sie ist das doch kein Malheur,
gehen sie da drüben zum Friseur.
So ein Barbier muss es doch können,
die Haare von der Haut zu trennen."

Dankend machte ich mich auf die Socken
und schon gellten des Meisters Glocken.
Ein hübsches junges tätowiertes Ding
mich freundlich an der Tür empfing.
Sie bat mich zu dem Drehstuhl dann,
ihr Ausschnitt zog die Blicke an.

Sie hat mit Umhang mich bestückt,
sofort Schere und Kamm gezückt.
Da musste ich sie doch stören
und ihr meinen Wunsch erklären.
Auf einmal war die Schönheit weg,
jede Wange war ein roter Fleck.

Ich sagte ihr: "Nur immer Mut,
gemeinsam packen wir das gut!"
Ich nahm beispielgebend mit einem male
mit nur wenig Wasser die Schaumschlagschale,
aus der Seifentube ein Stück Wurm
und schlug mit dem Pinsel Sturm.

Während ich den Schaum gehetzt,
hat sie die Klinge scharf gewetzt.
Dann ließ ich mich zum Verzieren
im Gesicht mit Schaum beschmieren.
Schon wollt sie mir an den Kragen,
da musste ich ihr warnend sagen:

"Beim Rasieren trägt man stets
Handschuhe, wegen dem Aids."
Wieder kam durch mein Gericht
die Schamröte in ihr Gesicht.
Doch ich nickte freundlich dann,
denn ihr Ausschnitt zog mich an.

Nun, als wär es eine Halteblase,
griff sie fest an meine Nase,
zog den Kopf in' s rechte Licht
und begann mit ihrer Pflicht.
Schaben, Wischen, Schaum abstreichen,
Blut war jedoch kein gutes Zeichen.

Unter der Nase war das beste Licht
und ihr Ausschnitt kam sehr dicht.
Am Kinn und auch am Hals
ging es rascher jedenfalls.
Nach dem Abwischen sah man gut,
dass mehrere Stellen voller Blut.

Sie suchte, wobei sie sich beugte
und ich ihr in den Ausschnitt äugte.
Oh ja, ich muss erfreut gestehen,
da gab es viel und weit zu sehen.
Leider hatte sie schon gefunden,
das Alaun für kleine Wunden.

Damit strich sie zart und fein
und dämmte jeden Blutfluss ein.
Keine Kundschaft weit und breit,
deshalb ließen wir uns auch Zeit.
Zum Schluss wurde alles abgetupft,
mein Blick ist im Ausschnitt gehupft.

Sie sah es, sie war nicht aus Holz
und sie holte tief Luft, ganz stolz.
Und schon wurde ich getätschelt,
mit dem Rasierwasser verhätschelt.
Das roch als ginge ich zur Braut,
manche Passantin hat sich umgeschaut.

Erst aber habe ich die Rasur bezahlt,
sie hat beim Trinkgeld dann gestrahlt.
Auf der Straße sah ich noch ihr Mieder
und wusste, hierher komm ich wieder.
Und morgen geht es erneut zur Messe,
ich glaube, dass ich das Rasierzeug vergesse.

02.09.2014 Wolf-Rüdiger Guthmann
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Der saure Dieb

Da hat sich einer was getraut
und ein ganzes Fass geklaut.
Ein großes Fass aus edlem Holz
und der Inhalt war der Stolz.
Viele Kilo der gewürzten Gurke
entwendete so ein elender Schurke .

Als morgens die Kaltmamsell kam
und das erste Brötchen nahm,
um zwei Hälften zu bewegen
mit Rollmops und Gurke zu belegen,
sagte sie: „Ich seh kein Glas
und gestern stand doch hier ein Fass.

Es war noch dicht zugeschlagen,
drum konnten es die Diebe tragen.“
Man sah die Schleifspur bis ins Fließ,
die das Fass nachts hinterließ.
Der Lehrling, dieser Mädchenschwarm
zeigte nur mit einem Arm
in die Richtung, die Strom ab:
„Der Parkplatz liegt am Fließ ganz knapp.
Dort haben bestimmt die Schurken
verladen das Fass mit Gurken.“
Der Lehrling hat dann drauf gedrungen,
dass wir in den Kahn gesprungen.
Das Rudel raus und los gestakt,
den Dieben hinterher gejagt.
Mit Geschick, Mut und Kraft
war die Strecke bald geschafft.
Am Parkplatz konnte man ans Ufer gehen,
doch keine Schleifspur war zu sehen.
Langer Rede, kurzer Sinn,
hier zu suchen, brachte keinen Gewinn.
Rudel aus dem Grund gezogen
und wieder nach Haus geflogen.
Unterwegs am Erlenwald
rief plötzlich einer: „Seht mal, Halt!“
Wir waren am Verbindungsfließ,
wie das strömungslose Wasser hieß.
Dort hinein trieb nachts mit Gewicht
das Fass und verfing sich im Dickicht.
Mit vereinter Kraft und Mühe
holten wir das Fass aus der Brühe.
haben es in den Kahn gebracht
und auf den Heimweg schnell gemacht.
Wir freuten uns auf den Kuss der Mamsell,
der Dieb war sicher ein saurer Gesell.

12.02.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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