Gedichte über Gemeines - Seite 365

Ein Star kann heute jeder sein,
das Internet ist wirklich fein!
Erstelle einfach Dein Profil,
schmück‘ es gut aus, denn das hilft viel…
Dann melde Dich im Forum an,
der Höhenflug beginnt sodann.

Schreib‘ ein Gedicht – und stell‘ es ein,
Du wirst im Nu ein „Autor“ sein,
Du brauchst nur sehr viel Geltungsdrang
und jenen unbedingten Zwang
Intimes von Dir preiszugeben,
dann wirst Du bald als „Star“ abheben…

Bald kannst Du nicht mehr unterscheiden
willst die Fiktion auch nicht beschneiden,
dass jene Welt auf Dich gewartet
und ohne Dich total entartet…

Du singst nur um gehört zu werden
und schreibst nur weil Du glaubst, auf Erden
steht man schon Schlange Dich zu „lesen“,
das alles sind nur Hypothesen,
die nicht der Wirklichkeit entsprechen
und durch sie jäh zusammenbrechen.

Das nächste Model steht bereit
in seinem viel zu engen Kleid,
das Hungern ist zwar ungesund,
doch willst Du in den Vordergrund
muss Du Dich dem Diktate beugen,
all jene Künstlichkeit bezeugen,
die uns bezaubert und betört,
die graue Wirklichkeit zerstört.

Wer will den Alltag noch erleben?
Es gilt, nach dem Zenit zu streben
um sich fortan für alle Zeit
zu baden in Selbstherrlichkeit.

vier kurze Lückenfüller





Enttäuschung vor Gericht


natürlich inklusive

Das Urteil fiel, drei Jahre"Knast",
und sein Gesicht sprach Bände,
als wenn es ihm so gar nicht passt.
"Wie bitte, auch am Wochenende?"




doppelte Ausstrahlung


Freude und Ärger

Auf nem Kostümfest wieder und er strahlt,
doch man hat sich stets da weggedreht,
von ihm, den Kopf nur rot bemahlt,
sonst nackt, weil er als"Sreichholz"geht.



ein Stuhl vom Limit in den Tod


wohlgemerkt mit Filter eine

Ja, am Limit war der Stuhl da schon,
bedingt durch seine halt Konstruktion,
und sein Volumen, dass nicht grad leichte,
bis man ihm ne Zigarett noch reichte.



Make-up kann Wunder wirken

es muss nur halten

Er liebte sie grad, mit Sonnenbrill
von ihrer Schönheit wohl geblendet?
Das Make-up zerlief, es wurde still,
er, die Brill ab, hat sich abgewendet.

Vorletzter Platz beim ESC,
das tut nicht nur Lavinia weh!
Vor Syrien war ´s noch immerhin,
war keine bessere Platzierung drin?
Was ist mit Deutscher Leitkultur?
Vermutlich schreibt mit „d“ man ´s nur.
Die große kulturelle Zeit
vorbei – man ist nicht mal bereit
muttersprachlich vorzusingen
alles muss wie Englisch klingen!
Dabei ist blanglos Beat,
das, was dabei übrig blieb.
Hopsen, jodeln und krakeel -
Unverstandes, man schaut scheel
darauf was Kulturbetrieb.
Fazit: ich hab´ alle lieb,
wenn sie nur zu Hause blieben.
Deshalb hab´ich dies geschrieben.

Chacun a son gout -
jedermanns Geschmack der einer Kuh!

Das Gedicht unterliegt der Meinungsfreiheit!

Bin gerade sechzehn Jahre,
nicht sehr groß, hab’ rote Haare.
Und am Kinn – man glaubt es kaum –
wächst seit März ein roter Flaum.

Jeden Tag wächst etwas mehr,
doch bedauere ich sehr,
daß mein Bärtchen sprießt nur rötlich –
roter Flaum, das ist doch tödlich!

Eigentlich ist Flaum sehr schön!
Und ein Junge von sechzehn
freut sich über ersten Flaum –
über roten aber kaum.

Hohn und Spott ertrage ich,
aber es ist fürchterlich,
wenn die meisten lästern noch:
„Du siehst aus wie der Van Gogh!“

Deshalb klingt mein Lied auch traurig
und die Melodie ist schaurig:
„Mein Freund, der Flaum, ist rot –
er wächst mir leider bis zum Tod!“

© Micha Schneider