Gedichte Über Geist (Seite 10)

(Wladimir Wladimirowitsch Majakowskig) DIE GEIGE UND EIN BISSCHEN NERVÖS

Die Geige verblutete
bittend,
in bitterer
Glut,
dann hat sie ganzes
Wolkenbruch
gemacht,
wie Katze
ruft.
Und ohne Wörter,
ohne Takt.

Und müde Trommel hát nicht
ausgehalten
«Bene!
Bene!
Bene!»
Trat auf der brennender
Kuznetzens-Straße,
Sie spuckte auf die Geige,
Und war weg gegangen.

Das Orchester beobachtete seltsam
die Geige ausweinen zu elend,
in wortlose kalte Extase.
Und irgendwo tauchte die blöde Teller
(aus)
«Was ist dAs?
Wie ist das?»
Und wann verschwitztes Helikon mit Kupfenfratze rief:
«Dummkopf!
Heulsuse!
Wisch!»,
Ich stehte auf
Und stolperte durch die Notengrotte,
die verbogen sich unter dem Schrecken des Notenständersgift.
Aus irgendeinem Grund rief «Gott!»
Warf mich auf einen hölzernen Hals!
Geige, bin furchtbar nicht schlimmer du als.
Ich schreie auch, aber kann nichts beweisen.
Die Musiker lachen: «Wahnsinn».

«Er kam zu der hölzernen Braut!»
«Kopf!»
Aber ist mir egal. Ich nicht rau.
Des Wahnsinns
Opfer
und Eigner
eigene.

Weißt du was, Geige,
Lass uns zusammenleben?
Gut?
(Wladimir Wladimirowitsch Majakowskig, 1914)

Liebelei #9 (S Engelaugen)

Mein Herz gefriert bei Dir so heiß,
In deiner Augen blauen Eis.

Und auch wenn auf und fort Ich will,
Mein Herz friert fest hier für Dich still.

Gar schneiden müsste Ich’s am Stück,
Heraus und lassen Dir zurück,

Dann wär’ mein Geist zwar endlich frei,
Doch Liebe hätt’ er keinerlei,

Mir gähnte in der Brust ein Schlund,
Ein dunkles Grab bar jedem Grund,

Und selbst noch dieses kalte Loch
Gehörte Dir auf immer noch.

Geisterschwank

Ich bin nicht da.
Man glaubt mir nicht!
Ich bin ein Geist,
und durchsichtig.

Allein aus dem Grab,
so aufgestanden.
Der Deckel der ist aufgeklappt
und letztlich kam er dann abhanden.

Ich geistere und hoffe drauf,
das irgend wer.
Ich schrecke auf!

Alles nur Schwank
und Kurzgedicht.
Den Geist den Scheiß; und alles das,
den gibt es nicht.

Sehnsuchtsgatter (An die Fantasie)

Das Sehnsuchtsgatter aufgesperrt,
Erblickst die Welt durch Wunsch verzerrt
-Zur Freiheit aufgesperrt die Räume-
Du, als Maler deiner Träume!

In allen Farben malest du;
Des Herzens wache Bilder.
Der Ängste Gatter fallen zu;
Im Herzen wirst du milder.

Mein Freund, sieh wie
Die Fantasie
Sich aus Gefangenschaft befreit!
Mein Freund, für die
-Jemals schöner, nie!-
Geistgemälde inn'rer Freiheit!

Phantasien

Phantasien ist in uns allen,
ist Fantasie mit Wohlgefallen.
Voll Eigenheit von eben allen,
dem menschlich Geist nur zum Gefallen.

Phantasien ein Land der Träume,
voll Bilder, Platz und voller Räume.
Phantasien ein stiller Ort und Fleck
und schon Fantasien Phantasien`s weg.

Gedichte Über Geist - Seite 10

(Wladimir Wladimirowitsch Majakowskig) DIE GEIGE UND EIN BISSCHEN NERVÖS

Liebelei #9 (S Engelaugen)

Geisterschwank

Sehnsuchtsgatter (An die Fantasie)

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