Gedichte über Geheimnis - Seite 42

So plötzlich, Bruder Mond,
hast Du das Wort mir nun entzogen.
Doch Schweigen hab´ ich nicht gelernt.

Du, Sänger, warst mir einst gewogen,
gabst mir die Melodie zu meinen Sorgen.
Ewigkeit war dabei nie
eine frage für Dich –
du glaubst an sie
im Angesicht der Sonne.

Mich und meinesgleichen
hast Du nur erduldet,
wir dürfen gehen mit der Zeit,
Du hast uns nichts geschuldet.

Wir warten also in der Tonne
auf einsame Erleuchtung.

Ach Bruder, Bänkelsänger Mond,
nur Dein Lachen möcht´ ich noch verstehen !
Ich glaub´ ich könnte
mit Dir auf- und untergehen.

drug

Ich wurde in dich verliebt
und habe es innerlich gespürt,
als lichterloh die Flamme
zu meinem Herz aufstieg.

Sie hat auch meinen Geist
und den Körper erfasst,
Schmetterlinge und Gänsehaut
über Nacht mir gebracht.

Meine Gedanken gleißen
zu dir und zurück,
mit einem Lächeln insgeheim,
weil's Geheimnis soll sein.

Ich fühle mich leicht
ähnlich der Schwänin Feder,
die tänzelnd im Wind,
für Besonderes ist bestimmt;

doch auch kraftvoll
gleich einer mächtigen Zeder,
die Liebende gerne mit
auf eine magische Reise nimmt.

Ich frag‘ mich, o Wunder,
was ist geschehen,
werde ich meine innige Liebe
jemals einmal sehen?

© Barbara Mewes-Trageser
2021

Das Gartenhaus am Lärchenrain

Schön und lieblich gelegen,
zwischen den blühenden Wegen.
Entzücken soll es jedermann,
selbst der Nachbar nur staunen kann.

Der Bau beginnt mit viel Elan,
die ganze Familie muss mit ran.
Doch nach und nach erlahmt die Kraft,
am Ende nur noch einer schafft.

So entstehen viele Lücken,
fehlende Wände die nicht glücken.
Eine Zeltplane kommt drum rum,
fertig ist das Provisorium.

Und bis zum Relaxen im Garten,
muss man noch ein Weilchen warten.
Doch Bruder Witzbold kommt und meint:
„Es ist doch fertig, wie mir scheint?“

Rei©Men

Eiskristalle in den Flocken
speichern weißes Sonnenlicht.
Liegen glatt wie kleine Spiegel,
wenn das Licht sich glitzernd bricht.

Staub und Asche, Wassertröpfchen
schwebend ihnen Leben gab.
Staub und Asche fällt zur Erde -
Trost auf seelenloses Grab.

Wolkenwürfel in sich fangen
jeden Ton und jeden Schall.
Im Labyrinth der leeren Räume
beginnt des Tons Zerfall.

Wenn sie in das Wasser fallen,
sind die Schreie kurz und schrill.
Ach, versinken in den Tiefen
und es wird im Herzen still.

Blutschnee hat sich angesammelt
in dem Blick, der ferne weilt,
während weiß und leicht die Flocke
täuschend unser Schicksal teilt.

03.01.2021

*Das "schmutzige" Geheimnis der Schneeflocken, das selten vorkommt und man kaum kennt