Man sagte mir:
Gefühle sind schwach.
Schluck sie runter.
Mach dich nicht lächerlich.
Schon gar nicht in unserer Familie.
Nicht auf offener Straße.
Nicht vor Leuten.
Nicht mal vor dir selbst.
Also habe ich sie versteckt.
Hinter einem Lächeln, das zu eng war.
Hinter einem Nicken, das nicht ehrlich war.
Hinter einem Herz,
das so oft sagen wollte:
Siehst du mich?
Doch stattdessen schwieg.
Ich habe gelernt zu überleben
mit einem Kloß im Hals
und Fluten hinter den Lidern,
die nie schwimmen durften.
Jetzt sitz ich hier
mit einem Körper,
der nicht weiß,
was Weinen bedeutet.
Mit einer Angst,
die fragt:
Was, wenn du mich nicht hältst,
wenn ich falle?
Ich möchte weinen lernen.
Wie man sprechen lernt.
Stolpernd.
Ehrlich.
Mit zitternder Stimme.
Mit jemandem, der bleibt.
Ich möchte fühlen dürfen.
Nicht perfekt. Nur echt.
Und nicht allein.
Ich will mich nicht mehr entschuldigen
für meine Tränen.
Sie sind kein Defekt.
Sie sind das,
was mich menschlich macht.
Und vielleicht fängt es so an:
Ein leiser Moment,
mit einer Hand, die mich hält.
Ein tiefer Atemzug,
der mir erlaubt: Du darfst traurig sein.
Ein ehrliches Wort
in einem sicheren Gespräch.
Ein zittriges „Ich bin gerade traurig“,
und jemand,
der nicht wegläuft.
Ein Lied,
das mich weicher macht.
Ein Blick in den Spiegel
ohne Urteil.
Ein Tag,
an dem ich nicht alles schaffe
und ich trotzdem gut bin.
Vielleicht sind es Tränen,
die ganz leise kommen,
nur ein paar
doch ich lasse sie.
Einmal.
Und noch einmal.
Und irgendwann
ohne Angst.
Ich wünsche mir,
dass eines Tages
jemand da ist,
der sagt:
„Lass los. Ich bin hier.“
Und dass ich dann glaube,
dass das stimmt.
Und bis dahin
halte ich mich selbst
so gut ich kann
in der Stille,
in der Hoffnung,
im Mut,
der mit jedem Herzschlag wächst.
Denn vielleicht
ist Schwäche gar keine.
Vielleicht ist Weinen
der Anfang
von allem,
was heilt.