Im Dämmerlicht, wenn Häuser schlafen,
tritt sie hinaus, noch ungekannt.
Die Stadt, die träumt in grauen Schafen,
hält ihren Atem – wie gebannt.
Kein Takt, kein Lied, kein Applaus,
nur Stille fließt durch ihre Glieder.
Der Garten wird ihr Weltenhaus,
sie tanzt – und findet sich stets wieder.
Der Tau, er küsst die nackten Zehen,
ihr Leib ein leises Instrument.
Sie dreht sich, lässt das Denken gehen,
ein Lied, das niemand außer ihr kennt.
Sie wirbelt durch das Morgengrau,
ihr Atem fliegt mit jedem Schritt.
Und wo sie tanzt, wächst Rosmarin –
die Zeit tanzt heimlich mit ihr mit.
Ein Fenster, ein verhalten Schauen,
ein Schatten in dem trüben Glas.
Sie fühlt es – fremde Augen tauchen
in ihren Tanz, im feuchten Gras.
„Ich sehe Sie“, die Stimme leise,
als sei’s ein Satz aus fremder Zeit.
Ein Echo einer alten Reise,
ein Ruf aus stiller Ewigkeit.
„Es ist nur Tanz“, sagt sie verlegen,
„Doch für mich ist es mehr als Spiel.“
„Freiheit“, sagt sie, „ohne Wege,
ein kleiner Traum, ein großes Ziel.“
Die Frau nickt sacht, als wüsste sie’s,
und geht davon – ganz ohne Hast.
Und Mia bleibt. Und tanzt. Und weiß:
Freiheit bleibt nur, wenn du sie fasst.
SDR