Gedichte über Gefühle (Seite 1067)

Stadtbild 1

So viele Menschen und doch
keine Menschlichkeit.
So viel Zeit allein, so viel Einsamkeit.
Die Luft schmeckt nach Frust und Asphalt.
Trocken, kochend, aber kalt.
Atme ohne Lust und doch.
Und doch.

Nie blüht der Flieder in dieser Stadt.
Niemand wird dort jemals satt.

Der Engel

In jeder schlaflosen Nacht
Denk' ich an den Engel,
Der über mich wacht.
Ist er da, hab ich keine Mängel

Du bist mein Leben,
Mein Lachen, mein Leid
Nach Dir will ich streben
Und das für alle Zeit.

Der Engel, der da über mich wacht,
Der bist Du.
In jeder schlaflosen Nacht
Sind meine Gedanken bei dir im Nu.

In jeder schlaflosen Nacht
Denk ich an Dich,
Den Engel, der mich bewacht.
Bist du da, hab ich keine Sorge um mich.

Wo auch immer Du jetzt bist,
Du hast einen Platz in meinem Herz.
Ich hoff', dass Du das nie vergisst.
Deinem Gehen folgte großer Schmerz.

Fata Morgana

Ein Mann, der irrte durch die Wüste,
war dem Verdursten schon sehr nah
Ein Geist erschien, bereit zu helfen
Der Wanderer, der sagte 'ja'

'So folge mir!', sprach jener Khidr,
sie gingen ein Stück Weg entlang
Da schrie er plötzlich: 'Wasser, Wasser!'
Es überfiel ihn wie ein Zwang

'Wenn du es willst, dann geh dorthin',
so sprach der Geist in Ruh' zu ihm
Der ging und stürzte in sein Bild
Der Engel konnte nur entflieh'n

Anm.: Nach einer Geschichte von Khidr, die im Osten oft erzählt wird. Er ist im Islam jenes Wesen, das Wanderern in der Dürre erscheint, wenn sie ausweglos und ohne Wasser sind.

Auf dem Friedhof

Auf dem Friedhof

Tropfende Bäume
und in Stein gehauene Herzen,
verloren haben die hier Ruhenden
endlich ihre unsagbaren Schmerzen,
jedes Grab ist in sich
eine kleine, heile Welt
untern weiten Himmelszelt,
weiße Birken spreizen
ihre dünnen Zweige,
hier gehen die Tage
sehr schnell zur Neige,
viele Gräber sind hier
liebevoll gepflegt
obwohl die Jahreszeit
mit Schritten rasch vergeht,
das grüne Moos
hat so manchen Grabstein
sanft, liebevoll umschlungen,
es wirkt harmonisch
und ein wenig gelungen,
die Gedanken haben hier
einen heiligen Ort,
kein Wind, kein Sturm
treibt sie hier fort,
die Schwermut wird
zwischen den Gräbern
immer bleiben,
keiner möchte sie
sich einverleiben,
an manchen Tagen von fernher
mahnende Glocken erschallen,
meist, wenn die dichten Nebel fallen…

Der Wonnemonat

Am blauen Himmel kommt der Mai
auf weißen Wolken nun herbei.
Über die grüne Wiesenau
streicht sanft der Frühling lind und lau.

In der Eiche Krone summen
die Bienen. Maienkäfer brummen
durchs frühlingsfrische Gartengrün,
wo schon die Kirschenbäume blüh'n.

Ins off'ne Fenster scheint voll Wonne
die wohlig-warme Frühlingssonne.
Hoch in das Vogelhäuschen gar
zog wieder die Familie Star.

Im Garten seh' ich voll Entzücken
zwei Kinder fröhlich Blumen pflücken.
Ein junges Pärchen Hand in Hand
sitzt träumend an des Teiches Rand.

Durch das Geäst der Bäume bricht
das leuchtend rote Abendlicht,
und mit der Amseln hellem Chor
steigt still und leis' die Nacht empor.

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Der Engel

Fata Morgana

Auf dem Friedhof

Der Wonnemonat