Gedichte über das Gedicht - Seite 219

Drei Birken stehen aufgereiht
in meiner Eltern Garten.
Zu Herbstes heit'rer Jahreszeit
die gold'nen Tage starten.

Der Rosen Pracht ist lang verblüht,
allein die Astern stehen
im Beet, jedoch ein Blümchen glüht:
Fast hätt' ich's übersehen.

Lila leuchtet es heraus,
ein bunter Punkt im Dunkeln.
Im Blumengarten hinterm Haus
die kleinen Blüten funkeln.

Die Herbstzeitlose fürchtet nicht
die Kälte, noch den Regen.
Sie streckt ihr Haupt hinauf zum Licht
dem Sonnenschein entgegen.

Und schließlich kommt der Frost daher,
hüllt Garten ein und Haus.
Da hält's das Blümchen auch nicht mehr
im kalten Wetter aus.

Doch schon im nächsten Blumenjahr
steht bald, Du musst nur warten,
die Herbstzeitlose wieder da
im großen Blumengarten.

Ruf der See

Träumen die Wolken vom Meer?
Aber ich träume von dir
Willst du auch zu mir?
In meinen Gedanken bist du schon hier

Wo die Nebel hochsteigen
Wo sich die Wolken scheiden
Den Himmel füllen mit weißen Träumen
Die der Wind sammelt und bringt

Am Himmel ziehen sehe ich dich
Über dem Meer triffst du mich
Die Stille wird ferner Engelsgesang
Muschelhörner dröhnen, rauschen, der so vertraute Klang

Rufen uns die Wellen zu vergessen
So halt ich dich und du mich
Vereint fallen wir
Wo klar der Himmel die Nacht empfängt
Sterne im finsteren Meer


JC

ALADin

Auf dem Filzteppich durch die Nacht
Die eingewebten Muster tanzen, wir heben ab
Pneumatisch steigen wir auf, wie blauer Rauch
Durch das Fenster übers Dach
Sternenlicht der Sommernacht

Durch einen Tempel von keiner Hand erbaut
Die Graue Masse wird gelb, dann Stein, dann Traum
Die Dünen tanzen, der Mond spricht mit Licht
Der Teppich webt sich in den Himmel
Ein Muster in ihm und er selbst bin ich

Alle Wünsche sind erfüllt, der ewige Durst gestillt
Bis zum Licht im Himmel, hinunter in das tiefste Dunkel
Liebe und Angst, mein Schatten um das Feuer tanzt
Einigkeit und Zusammensein, flüssige Luft, weicher Stein
Töne schmecken, Düfte sehen, Paradoxien vollständig aufgehen

Was für eine Nacht, der Teppich rollt mich sanft hinab
In mein Zimmer unterm Dach, Mondlicht und die Sterne funkeln
Wie von Glück betrunken, Schlucke aus ewigen Brunnen
Die Magie der Welt, schlüpft Stück um Stück,
in mein Gedankenzelt zurück
Unantastbar ein Frieden mich hält, schließe die Augen
Und umarme mich selbst

JC