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Gedichte über Eltern - Seite 60


Kinderleicht

Kinderleicht

©Hans Hartmut Karg
2018

Kindheit und Jugendzeit ehrlich zu sehen,
Nachwirkend Erinnerung gerne bewahren,
Damit wir nicht in eine Zukunft gehen,
Wo wir das Wertvolle nur opfern den Jahren.

Die Überalterung ist eine Not,
Kinderarmut ja die andre Enttäuschung:
Wir alle brauchen doch Seelenbrot,
Nicht nur die viele Objektanhäufung!

Deshalb sollten wir wieder daran denken,
Dass wir selber einmal Kindlinge waren:
Die Großeltern, Eltern mit gutem Lenken
Förderten uns schon in jungen Jahren.

Kinder brauchen Nähe, Auferbauen,
Freundliche Hilfe, mit der wir sie wollen
Und spüren, dass wir nach ihnen schauen
Und ihnen gerne Aufmerken zollen.

Doch wo Helis nur kontrollierend beschwören,
Hineinregieren in unfertiges Leben,
Werden sie wachsende Beziehungen stören,
Und dort keine lange Leine geben.

Meist sind die vielen Erzieherpaare
Viel zu sehr mit sich auch selber beschäftigt,
Verwirklichen oft in späteren Jahren,
Was sie versäumt – das wird jetzt bekräftigt!

Das schwache Kind will, dass ich bei ihm sitze,
Ihm Geist, Sinn und Seele freundlich mitführe,
Viel Zuwendung gebe, manch kleine Witze
Und so das Miteinander reicher erspüre.

Kinderleicht wird dem Kinde dort seine Welt,
Wo ich selber noch an meine Kindheit denke,
An das Kind in mir, als Kind aufgestellt –
Und Aufmerksamkeit hin zum Kinde lenke.

Natürlich muss man da manchmal schimpfen,
Denn Erziehung geht nicht ohne Verbote,
Wenn Jugendliche sich nur mit Flausen impfen
Und ignorieren die Schule, die gute Note.

Denn die Leistungsgesellschaft will es so:
Belastbar und engagiert kann nur wirken,
Wer im Herzen auch mit der Arbeit froh
Und nicht nur sandelt am Fluss bei den Birken.

Wieder Kind werden doch mit allen Kindern,
Mutter- und Vateraufmerksamkeit leben,
Um so Angstnöte ständig wegzulindern
Und Anerkennung und Stärke geben.

Leicht wird das Kind sich zur Zukunft erheben,
Wenn wir es abholen, wo es noch steht,
Ihm ehrlich auf Fragen Auskunft geben,
Weil unser Herz mit ihm wandern geht.

*
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Bastian, der Holzbastler

Fromm und ländlich war der Ort,
wo undenkbar Kindsabort.
Deshalb kam er einfach an –
sie tauften ihn Sebastian.
Und das Büblein wuchs zum Bube –
Papa jobbte auf der Grube.
Bald die Eltern schwärmten stolz:
„Der Sebastian liebt Holz!“
Und bei seinem hölzern’ Tick
zeigte Bastian Geschick.
Ohne Ruhe, ohne Rast
schuf er Kunst aus jedem Ast.
Formte aus des Holzes Scheite
Kunst, die jedes Herz erfreute.

Irgendwann vor Wut erbebte
jener Opa, der noch lebte.
Selbst die Oma hielt den Mund –
sie verstand des Zornes Grund:
Bastian, ihr lieber Enkel,
hatte abgesägt den Henkel
von des Opas Lieblingskrug.
Und als sei dies nicht genug,
leimte er des Kruges Griff,
der aus Holz war, an ein Schiff.
Griff vom Krug war nun ein Drachen
wie bei den Normannen-Nachen
mit ’ner Fratze, schön-abscheulich –
Opas Antlitz wurde bläulich.

Oma fand das Schifflein toll,
Opa fand, das Maß sei voll!
Und weil Opas nicht gern strafen,
fiel das Los auf einen Braven.
Wenn’s auch klingt wie blanker Hohn:
Dieses Los traf Opas Sohn!
Denn sind Söhne selbst erst Väter,
müssen SIE die Übeltäter,
oftmals Söhne, dann verdreschen
oder Machtworte aussprechen.
Bastis Vater war kein Wilder,
vom Gemüt her eher milder,
trotz der Grubenarbeit Härte
kein Haudrauf mit Gurt und Gerte.

War nicht Berserker, noch Schläger,
auch kein wüster Schürzenjäger,
trank niemals aus bloßem Kummer,
höchstens einen für den Schlummer.
Da sein Vaterherz war warm,
nahm den Sohn er in den Arm,
drückte ihn voll Vaterliebe,
und erteilte ihm statt Hiebe
leise einen Rat ins Ohr:
„Sohn, sieh dich in Zukunft vor!
Säg’ und schnitz’ aus Holzes Rille
kunstvoll Tand, wenn dies dein Wille!
Doch säg’ nie, wenn du gewitzt,
ab den Ast, auf dem du sitzt!“

© Micha Schneider
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Weihnachtswünsche

Seit dem ersten Sonntag im Advent
jeder meine Wünsche kennt.
Jeder sind die Verwandten dort und hier,
denn Weihnachten steht vor der Tür.
In meinen ersten Lebensjahren
wollten es nur die Eltern erfahren.
Der Weihnachtsmann hatte viel zu tun
und bekam so meine Wünsche nun.

Der erste Wunsch, der mich gestillt,
war ein Schaukelpferd, Holzwolle gefüllt.
Es hat anfangs etwas streng gerochen
und ist später mit mir zusammengebrochen.
Als ich schreiben konnte, sauber und richtig,
war der Wunschzettel sehr wichtig.
Er enthielt die Wünsche Schar,
die man äußerte das ganze Jahr.

Das waren Autos, Feuerwehr und Bahn,
hier im Spreewald sogar ein Kahn.
Dazu gehörte auch ein Heuhaufen,
den musste der Weihnachtsmann nicht kaufen.
Aus kleinen Tieren und einem Stapel Zaun
ließ ein ganzer Zoo sich bau‘ n.
Die Wünsche wurden jedes Jahr toller,
technisch und finanziell anspruchsvoller.

Aus dem 100-teiligen Stabil-Baukasten
schraubte ich den Kran für Lasten
und der Elektrobausatz wurde schon
die Grundlage fürs Kindertelefon.
Und eine Rolle Klingel-Draht dazu
wurde zum Kumpel gezogen im Nu.
Roller, Fahrrad, Autorenn-Piste,
als Junge schrieb man eine lange Liste.

Werkzeug wurde dabei wichtig
und war als Geschenk immer richtig.
Die Zeit verging, die Jugend kam,
vom Weihnachtsmann man Geld gern nahm.
Moped, Motorrad, Autos groß und klein,
schaffte der Weihnachtsmann selten allein.
Und nun im Alter mit zitternder Hand
wünschen wir Gesundheit und Frieden im Land.

19.12.2018 © W.R.Guthmann
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