Gedichte zur Beziehung - Seite 254

- Fiktion -
-1-
Ich setzte mütterlichen Rat
nach langer Zeit um in die Tat,
gab auf ein Heiratsinserat,
worum sie mich inständig bat.
-2-
Unter der Rubrik "Zuversicht"
wurde der Text veröffentlicht,
schnell kam dann das Wochenende
und mit ihm die große Wende.
-3-
Telefonisch meldete sich
auf mein Inserat Karl-Friedrich,
auch er suchte einen Partner
als treuen Lebensberater.
4-
Mein kurzes Heiratsinserat,
abgefasst, kurz und moderat
verhalf mir zu dem Ehemann,
der hoffentlich treu bleiben kann.

- Fiktion -

Wie sie es auch dreht und wendet,
es gelingt ihr nicht, sich von
diesem Halunken loszusagen.
Sie schleppt ihn in ihrem
Inneren herum wie eine
zentnerschwere Last, die sie
in die Knie zu zwingen droht.
Noch nach Jahren klingen
seine wüsten Beschimpfungen
ihr in den Ohren und seine
oftmals in die Tat umgesetzten
Drohungen versetzen ihr Herz
in Angst und Schrecken,
bringen sie schier um den Verstand.
Vergeblich versucht sie,
ihn aus ihrem Herzen zu verbannen,
sich ihn aus dem Kopf zu schlagen,
ihre Beziehung aus ihrem
Gedächtnis zu löschen.
Als Schatten ihrer leidgeprüften Seele
ist er ihr zur zweiten Natur geworden -
sie kann gar nicht anders,
als sich nach wie vor seinem Willen
zu beugen, obwohl sie für ihn
seit langem nur als ein Nichts existiert.