Gedichte Über Augenblick (Seite 246)

Ben

Benjamin ist ziemlich alt, schon 70 Jahre.
Er ist alt, und ziemlich zerstreut.
Ein bisschen schmuddelig sieht er auch aus.
Alle machen sich über ihn lustig.
Ben hat auch keine Familie mehr und lebt allein.
Er geht jeden Tag in sein kleines Caffee , gleich neben dem Kaufhaus.
Weil er so schmuddelig aussieht und immer zersteut wirkt, will keiner was mit ihm zu tun haben.
So sitzt er im Caffee und zieht traurig an seiner Pfeife.
Die Leute schauen Ben an und lästern über den komischen Kauz.
So vergeht ein Tag wie der andere . Man starrt Ben an und denkt sich wilde Geschichten über ihn aus.
Auf einmal ward er garnicht mehr gesehn.
Da prescht aufgeregt der lange Peter ins Caffee und berichtet:
" Ben ist schon eine Woche tot."
"Der Arzt hat bei ihm einen Infarkt festgestellt"
Jetzt strömt die Menge auseinander.
Die Gesichter schauen verlegen drein.
Sie schauen noch einmal auf den leeren Platz im Caffee , wo Ben immer
Pfeife rauchend gesessen hat.
Er wird ihnen fehlen, der komische Kauz.

Jan und Jana

Es ist eine Sandkastenliebe.
Beide besuchen dieselbe Schule und stehen kurz vor den Abschlussprüfungen.
Heute ist Janas großer Tag.
Es ist Sommer und die Sonne strahlt.
Sie treffen sich vorm kleinen caffee, gleich neben der Schule.
Jana hat heute Premiere. Sie besucht eine Tanzschule und heute dürfen alle großen und kleinen Tänzer zeigen, was sie bisher gelernt haben.
Sie bemerkt garnicht, dass ihr Freund ganz abwesend wirkt.
Bei jedem Auftritt lästert er nur rum.
Endlich darf auch Jana zeigen, was sie kann.
Ein Riesenapplaus verfolgt sie.
Alle einstudierten Tänze meistert Jana mit Bravour.
Glücklich umarmt sie Jan.
Der lächelt nur teilnahmslos
"Das alberne Gehopse, nennst du tanzen ?"
In Jana geht etwas kaputt.
Vegessen ist die schöne Zeit, die sie bisher mit ihrem Freund erlebt hat.
Traurig verabschiedet sie sich von Jan
"Aus und vorbei"

Lebensbändchen

Schnell, schneller, mach hin,
So liebe Leute,
So leben wir heute,
Vergaßen dabei unsren Lebenssinn.

Vergaßen die Luft,
Vergaßen wie man lacht,
wie man andre lust'ge Sachen macht.
Verloren in allem unsre Lebenslust.

Blasen ihn hinaus, den Abgasdunst.
Zerstörten unsre Heimat, unsren treusten Freund- die Natur,
Meistern dies noch heute mit Bravour.
All die Schönheit zu Zerstören, ist unsre einz'ge Kunst.

Vergaßen alte Menschen,
Verloren unsre alten, guten Freunde- die Besten,
Vergaßen zu gratulieren zu wicht'gen Festen,
Verloren unser gutes Lebensbändchen.

Das eine Band,
Das uns führt durch schlechte Tage,
Uns ermuntert, zu vergessen die olle Waage,
Das uns nimmt bei der Hand.

Das Band hat jeder von uns, ich auch,
Es hilft uns immer, zu jederzeit, weiter,
Hör'n wir drauf, werden wir heiter.
Das sich auch nennt Gefühl aus dem Bauch.

Drum, Liebe Leute,
Genießt den Moment,
so, dass euer Herze brennt,
Denn ihr lebt immer nur heute!

Charlotta wieder im Himmel

Wer das freche, aufmüpfige Höllenmädchen Charlotta kennt,
weiss, dass sie sich in der Hölle pudelwohl fühlt, weil sie dort auf viele Gleichgesinnte trifft.
und ihr dort niemals langweilig ist. Sie ist in der Hölle nicht allein.
Jeder kann da machen, was er will.
Dann durfte sie mal den Himmel besuchen, weil sie brav war und traf dort nur auf ein kleines Mädchen, dass ganz allein war und nahm es mit zurück in die Hölle.
Jetzt aber sehnt sich Charlotta doch wieder in den Himmel, weil
sie der dicke Hanno immer ärgert und über alle bestimmen will, sie müssen für ihn putzen ,
Wäsche waschen, Er denkt, er ist
der Herrscher in der Hölle.
Keiner verbietet ihm das.
Da sehnt sich Charlotta doch für
eine Weile wieder in den Himmel.
Sie sehnt sich nach der gestrengen älteren Dame, die sie dort in Empfang genommen hatte und so nett zu ihr war.
Charlotta will jetzt wieder dorthin zurück.
Im Himmel herrschte Ordnung.
Jeder hat dieselben Pflichten.
Sie nimmt sich vor , wieder ganz
brav zu sein, vielleicht darf sie
dann noch mal in den Himmel.
Und vielleicht sind da jetzt auch
schon mehr Leute und sie ist dort nicht so allein.

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Charlotta wieder im Himmel