Gedichte Über Anstand-Moral - Seite 110

-Fiktion -
-1-
Er liest ihr jeden Wunsch
von den Augen ab,
stellt ihr bereitwillig
das für sie Notwendige
zur Verfügung, ohne Sinn
und Zweck zu hinterfragen.
-2-
Er stürzt sich für sie,
falls nötig, in Unkosten,
leistet freiwillig Verzicht,
nur damit sie laufend
auf ihre Kosten kommt,
nie Mangel erfahren muss.
-3-
Er würde für sie sein
letztes Hemd hergeben,
doch sie ist vergleichbar
mit einem Fass ohne Boden -
ihren hohen Ansprüchen
kann er kaum gerecht werden.
-4-
Er gibt ihrem Drängen nach,
leistet ihren Forderungen an ihn,
in immer kürzeren Zeitabständen,
willig Folge, ohne zu murren,
weil er befürchtet, sie ansonsten
an einen spendableren Mann zu verlieren.
-5-
Er verschuldet sich für sie
bis über beide Ohren,
verpfändet seine Wertsachen,
Gerichtsvollzieher kommt ins Haus,
bringt Pfandsiegel an,
der Strom wird abgestellt.
-6-
Er ist ein gebrochener Mann,
der an der „falschen“ Liebe verzweifelt,
sitzt auf einem Schuldenberg
und vermag nicht, diesen abzubauen,
obwohl er Überstunden macht
ohne Ende und sich selbst nichts gönnt.
-7-
Er ist mutterseelenallein,
Probleme wachsen ihm über den Kopf,
sie hatte ihn Hals über Kopf verlassen,
nicht ohne ihre Wertsachen mitzunehmen,
verließ ihn auf Nimmerwiedersehen,
war wie vom Erdboden verschluckt.