Gedichte über den Abschied - Seite 203

Eine Woche Freiheit
von Manja Dietrich

Eine Woche Freiheit wir haben Blut geleckt.
Glücklich und zufrieden,
diese Freiheit hat gut geschmeckt.

Keine Vorschriften, Vorhaltungen und Verbote.
Beste Freundinnen zusammen in einer WG,
alles was uns gefiel war jetzt mode.

Doch wir mussten zurück in den eisernen Käfig,
das war uns von vornherein klar.
Eine Woche Freiheit, ach wie schön sie war.

Kleines Reh auf großem Felde, wirkt verloren, ängstlich, zierlich,
starrt still zu mir wie ein Gemälde, zeigt sich mir nun ganz possierlich.
Kommt mit sanften, langsamen Tritten auf mich zu.
Der Atem haucht in der kühlen Luft, Nieselregen kommt dazu.
Unsere Blicke treffen sich, die Seelen ruhig und gelassen.
Nun kommt der Abschied, das Reh zieht fort, Zeit loszulassen.

Es war einmal ein Zackenbarsch,
der hatte bekommen `nen Zacken in Arsch.
So war den bald der Zackenbarsch,
tot weg`n dem Zacken im Arsch.

Es klingt zwar barsch, doch er war auch `n Arsch;
für `n Zackenbarsch.

Bittersüße Erkenntnis

Es ist keine Liebe.
Hinter den süßen Worten befand sich immer nur Gier.
Das Verlangen, zu besitzen und mich dein nennen zu können.

Liebe war es nie.







Bin kein Dichter, nur auf der Suche nach einem Ort, wo ich meine Gedanken mitteilen kann.

Der Wind pfeift schon in den Segeln,
doch noch halten die Taue mich auf.
Die Ferne, die ruft mich, will fliegen!
Weit ins Unbekannte hinaus!

Doch ich schaue zurück
und sehe euch winkend am Ufer stehen
und ich denke: Was für ein Glück,
darf ich euch noch ein letztes Mal sehen!

Ihr habt mich gelehrt, seid mit mir gegangen,
wir haben gelacht, waren unbefangen,
haben geweint, sind durch Stürme geschritten,
haben jedes Problem gemeinsam bestritten.

Doch für mich wird es Zeit, den Anker zu lichten,
in die Ferne zu schau'n, neue Ufer zu sichten.
So lebt denn wohl, denn ich muss gehen!
Ich hoffe auf ein Wiedersehen.