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Gedichte über Satire - Seite 43


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Morgenprogramm

Morgenprogramm

Am Morgen meint die lustende Lende,
Sie wäre da noch ein wenig behende
Und bewegte deshalb zum Zeitvertreib
Ruhig und rhythmisch den alternden Leib.

Wie immer, wenn der Frühling naht
Gerät der Wunsch zu ausführlicher Tat.
Ist diese dann endlich erfolgreich vollbracht,
Dem Manne nun sein Dichterherz lacht.

Gekonnt muss er seine Verse schmieden,
Die Ideen haben ihn ja gar nicht gemieden,
Auf dass gedankennah seine Worte gedeihen,
Weil jetzt im Haus keine Kinder mehr schreien.

Ist er fertig, holt er zur Belohnung aus:
Das E-Auto rollt zur Garage hinaus,
Und mit der Liebsten geht’s ins Bistro,
Das machen die Beiden tagtäglich so.

Der Espresso lockt mit viel Charme den Dichter,
Auch wenn sein Haar wird merklich lichter:
Er schaut hin zu einziehenden Käuferscharen,
Die Inspiration ihm immer schon waren.

Er sieht sie und denkt: Was die wohl erzählen,
Ob sie heute wieder ein Schnäppchen wählen
Oder eingedenk ihrer halbleeren Kassen
Davon lieber die klammen Finger lassen?

Die Liebste verschwindet im Kleiderladen,
Hat dort wieder ein paar Euro verbraten.
Dann geht es zurück ins Hausparadies,
Da man Angebote mitgehen ließ.

Die Schnäppchenjäger haben es gut:
Jeden Morgen gehen sie frohgemut
Durch Lädchen, lassen sich überraschen –
Und kehren doch heim mit fast leeren Taschen...

Zu Hause wird dann Gemüse geschnitten,
Am Kaufrausch hat man ja nicht gelitten!
Wieder einmal hat so ein Tag begonnen
Und ihnen nichts von der Würde genommen...


©Hans Hartmut Karg
2020

*
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Anomalie

Anomalie

Er spürte schon, wie sonderbar
Sein Leib und sein Bedürfnis war:
Immer musste er sehr viel essen,
Ist dadurch adipös gewesen.

Magen, Darm brauchten die Fülle,
Egal waren ihm Kleidung, Hülle,
Und früh in seinem Elternhaus
Reizte er die Sehnsüchte aus.

Dazu trank er viel Flüssigkeit,
Wozu sein Körper war bereit,
Um in die Gänge rasch zu kommen,
So dass sein Geist Fahrt aufgenommen.

Später trank er sechs Liter Tee,
Hob an, um mit dem Renommee
Erfolgreicher und klar zu sein,
Mitunter auch mit Bier und Wein,

Agierte als barocker Weiser,
Blieb darin fleißig, wurde leiser:
Öffentlichkeit war nicht sein Ding,
Weil er doch an den Büchern hing.

Immer blieb er ein Bildungsfresser
Und eben nicht nur Feieresser,
Brachte so seinen Geist nach oben,
Um Philosophie daselbst zu loben.

Den Grünen Tee trank er jetzt täglich,
Sonst schwindelte ihn und recht kläglich
Sank ihm die Lust zum Wortgebilde,
Brachte ihn weg von seiner Milde.

Deshalb ließ er sich untersuchen,
Um Bildungsreisen rasch zu buchen.
Ausschließen wollt' er Diabetes,
Er fragte sich: „Freunde, wie steht es?“

Doch man fand für sein Grundgenie
Leider nur die Hypertonie,
Renale, nierenverursacht,
Das hat der Arzt ihm auch gesagt.

„Vier Zuleiter haben die Nieren,
Um immer viel Blut zuzuführen,
Jedoch jeweils einen Rückleiter,
Der groß den Druck nun leitet weiter

Über das Herz, hin zum Gehirn,
Weshalb der Druck auf Ihrer Stirn
Sie zwingt zu weiterem Gestalten,
Wozu Ihr Geist nun muss herhalten.

Nur dann wird dieser Druck geringer,
Wenn lesend Sie zum Worteringer
Mit Block, mit Stift denkend agieren,
Sich selber hin zur Höhe führen.

Der Nierendruck ist wie Manie,
Er leitet so das Grundgenie
Und Tee leitet Giftstoffe aus
Trägt Ihren Geist sehr weit hinaus.“

So ist er Dichter denn geworden,
Der mit dem Geist und vielen Worten
Nun weiterführt sein Grundgenie –
Dank angestammter Anomalie.

Retter auf dieser Lebensreise
Bleibt Grüntee, der macht ihn so weise,
Weil Giftstoffe der stets ausschwemmt
Und seinen Reimfluss niemals hemmt.


©Hans Hartmut Karg
2020

*
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