Gedichte über Natur - Seite 681

Der Winterjasmin



Im Winter, wenn alles kahl ist
und kein Grün,
dann siehst du ihn
bescheiden blühen,
du schweifst nicht in die Ferne,
du siehst überall
die kleinen, gelben Blütensterne,
er liebt alle Häuserwände
an denen hält er sich fest
als hätte er Hände,
auch Mauern und Zäune
macht er sich zu Eigen,
und er hüllt sich stets
in tiefes, winterliche Schweigen,
von seinen zarten, gelben Blüten
erzählt man sich von alters her,
die sonderbarsten Mythen,
sein Blühen mitten im Winter
erfreut jedes Jahr erneut
viele Alte und alle Kinder…

Jetzt müsste man Urlaub haben
und sich in der Sonne laben.
Schnell mal aufs Fahrrad steigen,
sich selbst die schöne Gegend zeigen.
Man könnte in den Tierpark gehen,
den Affen eine Nase drehen.

Warten bis die dicken Elefanten
in die Spree zum Baden rannten.
Mit Bekannten wetten, dass wir uns trauen,
den Kängurus in den Beutel zu schauen.
Würden wir es tatsächlich machen,
dürften alle über blaue Flecke lachen.

Auf der großen berühmten Osterwiese,
wo man im Sommer spielt mit Liese,
könnte man am Himmel sehen
wie sich herbstliche Drachen drehen.
Man könnte um Pyramiden laufen,
am Stand schließlich ein Eis sich kaufen.

Das Fahrrad wäre stets dabei,
die Parkbahn hält ihm Plätze frei.
Doch im vergangenen Urlaub dagegen
haben wir am Adria-Strand gelegen.
Jetzt dürfen die Kollegen schau ‘n,
wie wir von Sand und Sonne braun.

10.09.2019 @ Wolf-Rüdiger Guthmann