Gedichte Über Lüge - Seite 44

Manchmal habe ich das Gefühl,
als sitze ich auf verschiedene Stühl.
Ich fühle mich wirklich zu meinem Bruder hin gezogen
und dabei habe ich die Wahrheit ab und zu verbogen.

Er liegt mir wirklich sehr nahe am Herzen,
deswegen habe ich sehr große Schmerzen,
ihn so leiden zu sehen.
Aber es darf sich nicht alles nur um ihn drehen.

Ich muss bei all der Hilfe von meiner Seite,
muss ich darauf achten, das meine Sorgen nicht wachsen in die Breite.
Ja mein Leben sieht ähnlich aus wie seines.
Auch ich wurde verlassen von meiner Kleinen.

Ich nahm es billigend zur Kenntnis.
Komisch war nur die Erkenntnis,
das nicht alle Menschen so empfindlich sind wie mein Bruder.
Gut, seine zwei Frauen waren auch grausame Luder.

Trotzdem! Warum reagiere ich so anders wie er?
Ich fühle mich nicht so wie er völlig leer.
Habe ich meine Kleine nicht richtig geliebt?
War ich für sie nicht der richtige Dieb?

Ich wollte doch nur stehlen ihr Herz.
Und nun wo sie nicht mehr da ist verpüre ich keinen Schmerz.
Oder belüge ich mich nur selber?

Seit kurzem frage ich mich öfters,
was würden die großen Dichter sagen,
würde man sie zur KI befragen?
Sie als Könner und kreative Schöpfer,
wolten sie mit ihr Duelle wagen?

Sie versuchten, ihre Gefühle zu beschreiben,
mit Herz und Verstand sich mitzuteilen,
mit Worten ihre Leserschaft zu motivieren,
statt Likes, Menschen im Leben zu aktivieren.

Sie selber hatten was zu sagen!
Die Meinung einer Maschine?
Was soll was Herzloses beitragen,
aus ihr sprechen keine Gefühle ...

Als Amusement fürs einfache Volk verpönt,
in vielerlei Schmähschriften wohl verhöhnt,
kritische Pamphlete gegen sie verfasst,
in elitären Kunstkreisen sicher verhasst.

Sie hätten sich wohl von KI distanziert,
beäugten sie garantiert kleinkariert ...
Doch ... sie sind alle auch schon lange tot,
somit tut auch keine Nachfrage Not ...

© meteor 2025

Ein neues Zeitalter ist angebrochen,
die einst mit Herzblut geführte Feder
durch stoische Algorithmen ausgestochen,
bald beherrscht Maschinenschreiben jeder.

Manche wagen es, das daraus Entstehende
als ihr eigenes Werk zu beanspruchen,
widersprechen jeder entlarvenden Nachrede,
werden diese "Neider" vor allen verfluchen.

Jemand, der von sich felsenfest glaubt,
auf besondere Weise erleuchtet zu sein,
fühlt sich jetzt sehr wohl in seiner Haut,
irgendwann holt ihn seine Hybris ein.

Die vorgetäuschte Authentizität der Poesie,
keinerlei Furcht vor ihrer Enthüllung,
reproduzierte Leere ihrer eigenen Fantasie,
ausbleibendes Gefühl ehrlicher Erfüllung.

Geschichten, die man nie selbst erlebt hat,
Applaus für ein maschinelles Gedicht,
nichts davon fand je im eigenen Kopf statt,
woraus es sich befreite ans Außenlicht.

Vorgetäuschte Inspiration und Musen,
die KI als Ghostwriter und Leerefüller,
worauf wird man in Zukunft noch stoßen,
womit noch betrügen diese Falschspieler?

© meteor 2025

Lügen

Lügen mögen zwar entlasten,
Aber sie belasten die Zukunft:
Wir sollten ja nicht wahrheitsfasten,
Denn das wär ohn‘ alle Vernunft.

Mit Wahrheit kommt man immer weiter,
Muss sie jedoch nicht hinausposaunen,
Denn aufgestellt ist eine Nachricht heiter,
Wenn wir begrenzen unsere Launen.

Oft ist das Lügen nur ein Reflex,
Gedankenlos dahergeredet.
Hinterher ist man dann perplex,
Wenn das von anderen nachgebetet.

Lüge gehorcht selten der Not
Des Augenblicks und schafft
Erst den Anlass zum Verbot,
Wahrheit hat dann ihre Kraft.

©Hans Hartmut Karg
2025

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