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Gedichte über Liebe - Seite 980


Rostet alte Liebe nicht?

Manchmal frage ich mich:
Rostet alte Liebe nicht?
Und nach diesem wunder-, wunderschönen Telefonat mit Dir
habe ich mich wieder gefragt:
Rostet alte Liebe nicht?
Ja, ich glaube, ich habe Dich geliebt,
habe Dich wirklich geliebt, Marianne,
war verliebt, verträumt, verschüchtert,
naiv, ängstlich, unsicher und unerfahren,
aber ich habe Dich geliebt

Und heute?
Nach über 20 Jahren dieser Anruf,
diese Nähe und Vertrautheit miteinander,
diese Intimität und diese Freude über eine
Wiederbegegnung der besonderen Art,
ein ungewöhnlich schönes Vergnügen,
Dir so zu begegnen, begegnen zu dürfen
nach all dieser Zeit

Wir haben alte Zeiten wieder aufleben lassen,
Du konntest Dich an Einzelheiten erinnern:
Wir haben auf Deinem Bett gelegen
und Musik gehört: Pink Floyd oder Vangelis,
vielleicht auch beides, ich weiß es nicht mehr,
Du hast Dich daran erinnert!
Erzählst mir, dass Du zwischendurch
das Fenster geöffnet hast, um kurz zu lüften.
Wir haben uns aneinander gekuschelt,
zart, zärtlich, und uns liebevolle Worte
ins Ohr geflüstert:
Ich habe Dich sehr lieb, habe ich gesagt.
Und Du hast geantwortet.
Ich glaube, ich liebe Dich auch ein bisschen,
hast Du gesagt.
Im Moment weiß ich nicht, was schöner ist:
Deine Antwort von damals, oder dass Du Dich auch heute
noch daran erinnerst, als wäre es gestern gewesen!

Ich fühle mich glücklich, durch Dich,
durch unsere gemeinsame Erinnerung,
schwelgen und abschweifen,
wie in einem lebendigen Traum.
Und so hieß auch meine Episode von damals,
in der ich diese schöne Erinnerung aufbewahrt habe:
Träume. Es war wie in einem Traum
und ich wusste oft nicht:
Wache ich oder träume ich?

Habe mir damals kaum vorstellen können
mit einer geliebten Freundin zu kuscheln
und ihr zärtliche Worte ins Ohr zu flüstern.
Manchmal habe ich mir sogar mehr gewünscht.
Dass wir beide wirklich zusammen gewesen wären:
Freund und Freundin, ein Pärchen eben,
aber das war irgendwie sehr weit weg für mich.
Habe geträumt, wie wir uns das erste Mal küssen,
habe geträumt, Deinen schönen Busen zu streicheln,
Dich ganz eng an mich zu drücken und Dich zu halten,
stundenlang, tagelang – unerfüllte Schülerträume.

Und heute?
Ja, heute, erzählen wir uns ganz ungeniert von diesem
wunderbaren Tag, und wie wir ihn beide genossen haben,
genossen und in lebendiger Erinnerung behalten haben.
Vielleicht träume ich auch heute noch
von zärtlichen Momenten mit Dir,
von einer innigen Umarmung, einem Kuss zum Abschied,
von einer Liebe, die niemals stirbt, ich weiß es nicht.
Wieder bin ich unsicher:
Darf ich Dir das sagen – so ganz unverblümt?
Darf ich mir das wünschen? Von Dir?
Ich möchte es Dir sagen dürfen, schreiben dürfen,
ohne dass diese Sehnsüchte sich erfüllen müssen,
das ist glaube ich das Wichtige für mich,
und natürlich auch das Schöne daran,
ich möchte meine Träume leben,
meine Phantasien beleben,
mit Dir und auch ohne Dich,
und ich möchte nicht mehr alles verschweigen müssen.

Wenn ich mich frage: Rostet alte Liebe nicht?
Dann komme ich zu dem Schluss:
Nein! Es gibt Gefühle, die überdauern 20 Jahre,
vielleicht auch eine Ewigkeit.
Nicht jede Liebe hält ewig, und viele Lieben verfallen mit der Zeit,
aber es gibt auch Lieben, die nicht rosten,
denen der Zahn der Zeit nichts anhaben kann.
Vielleicht ist unsere Liebe ja eine von diesen…

Und heute?
Heute wünsche ich mir eine Freundschaft zu Dir,
eine Freundschaft, die an Innigkeit und Nähe
den Momenten damals in Deinem Zimmer
in nichts nachsteht. Und wer weiß?
Wenn wir uns wichtig bleiben, für einander da sind,
als gute Freunde durchs Leben gehen wollen,
dann werden wir vielleicht eines Tages so weit sein,
dass Du zum 30-jährigen Abiturtreffen ein sexy Kleid anziehst
und mich einfach dorthin mitnimmst, mich abschleppst,
um Dich dort mit mir zu zeigen.
Das Schöne an Träumen ist, Marianne:
Sie dürfen wahr werden, aber sie müssen es nicht!
Das Schöne an Träumen ist das Träumen an sich!


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Träume

Träume sind Schäume
Aber Schäume sind sanft – und weich,
und sie können so anschmiegsam und zart sein,
dass man am liebsten in ihnen ertrinken möchte.
Oft möchte ich – auch
in meine-n Träumen versinken –
und nie mehr erwachen.

Neulich hatte ich einen wunderschönen Traum.
Ich möchte ihn Dir hier erzählen:
Ich träumte, dass ich zu einem netten Mädchen ging.
Wir wollten gemeinsam für Biologie üben. Wir machten es uns in ihrem Zimmer gemütlich und übten fast zwei Stunden lang, bevor wir fertig waren. Danach tranken wir Tee und ließen uns von einer geheimnisvollen Welt der Töne und Klänge in ein Reich der Phantasien entführen.
Nachdem wir den Tee getrunken hatten, lagen wir uns auf ihrem Bett gegenüber und lauschten verträumt der magischen Musik.
Jeder von uns träumte sich in seine eigene Traumwelt, bis sie auf einmal sagte: "Weißt Du was? Ich komme zu Dir." Sie erhob sich, kroch zu mir und legte sich neben mich. Ich umarmte sie, und während die Musik uns noch immer mit sanften Wogen der Zärtlichkeit umspülte, uns das Gefühl für Raum und Zeit verlieren ließ, nahm ich ihre Hand, und wir hielten uns fest.
Irgendwann stand sie auf, öffnete kurz das Fenster, und nachdem sie es wieder geschlossen hatte, kam sie zu mir zurück. Weil sie kurz gelüftet hatte, war es jetzt im Zimmer etwas kühler, und ich sagte zu ihr: "Du hast eben die kalte Luft hereingelassen, dafür musst Du mich noch ein bisschen wärmen." Sie legte ihren Kopf auf meine Brust, und wir streichelten uns zärtlich und liebevoll. Wir durchlebten diese Augenblicke, die – wie wir – nur von der verträumten Melodie umgeben waren, als ich ihr plötzlich ins Ohr flüsterte, dass ich sie sehr lieb habe. Einige Augenblicke vergingen, dann sagte sie zu mir: "Du, ich glaube, ich liebe Dich auch ein bisschen."

Das war das Schönste, was sie je zu mir gesagt hatte; etwas Schöneres hätte sie mir in dem Moment gar nicht sagen können, habe ich später gedacht. Ich hätte es ihr gerne sofort gesagt, aber mir fiel erst später auf, dass ich meine Gefühle ihr gegenüber so hätte beschreiben können. Wir lagen noch eine ganze Weile einfach so da, ließen uns von den bizarren Tönen und verzaubernden Klängen durchfließen, spürten unsere Körper, unsere Wärme, unsere Nähe, und ich fühlte mich bei ihr unheimlich geborgen.
Ich wünschte mir, die Zeit würde stehen bleiben und diese Geborgenheit würde mich nie mehr verlassen.
Irgendwann musste ich dann gehen, und da bin ich aufgewacht.

Ich war traurig darüber, dass der Traum schon zu Ende war, und gleichzeitig glücklich, ihn geträumt zu haben. Seitdem habe ich mir oft gewünscht, diesen Traum noch einmal träumen zu können. Träume sind zwar nicht ewig, aber die Erinnerung an sie bleibt für immer erhalten, wenn man es möchte. Und ich möchte diesen Traum nie vergessen, denn meine Träume helfen mir, all das zu vergessen, was nicht so schön ist wie das, was ich in diesem Traum mit Dir erlebt habe. Ich möchte viel öfter träumen können, auch, wenn ich vielleicht alles nur geträumt habe, und mein Traum gar kein Traum war.

(Für Marianne)

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Deine Nähe

Ich spüre Deine Nähe,
fühle sie, sie ist da,
Du bist da, hier bei mir,
ganz dicht, ganz nah,
ganz da, ganz warm,
ich habe Dich lieb,
liebe Dich
und möchte Dich noch mehr lieben
sehne mich nach Deiner Nähe
und habe doch auch Angst davor,
ist es die Angst vor Dir
oder die Angst vor der Nähe?
Ich glaube, es ist die Angst
vor dem Miteinanderverschmelzen,
vor dem Zerfließen,
vor dem Einswerden mit Dir,
vor der Hingabe,
dem Loslassen,
dem Verlieren der Kontrolle,
vor dem Michverlieren mit Dir,
dem Michverlieren in Dir,
dem Zusammenkommen
Aber ich habe auch Angst,
mich Dir so zu zeigen, wie ich bin,
mit all meinen Höhen und Tiefen,
all meinen Stärken und Schwächen,
mit meinen hellen und dunklen Seiten
ja, davor habe ich wirklich Angst:
dass ich mit meinen dunklen Seiten
abgelehnt werde,
dass sie Dir Angst machen
und ich sie vor Dir verstecken muss.
Ich möchte Dir alles von mir zeigen können,
ohne Angst haben zu müssen,
dass Du mich zurückweist.
Ich weiß, dass ist viel verlangt.
Vielleicht ist es utopisch.
Vielleicht…
Andererseits weiß ich:
Wenn Du mich so annehmen kannst,
wie ich bin,
dann kann zwischen uns
ein Vertrauen entstehen, ein Band,
das alles andere überdauern kann.
Ich sehne mich so sehr danach,
mich nicht mehr verstecken zu müssen,
alles zeigen zu dürfen,
was zu mir gehört,
was mich bewegt,
bewegt aber auch berührt,
irritiert und ängstigt,
was mich unsicher macht
und verzweifeln lässt,
was mich fürchten und fühlen lässt,
was mich erregt und fesselt.
All diese Gefühle brauchen einen Platz in mir
und in meinem Leben.
Und vielleicht hast Du den Mut,
sie eines Tages mit mir anzuschauen,
zu sehen und zu fühlen,
wie sie in mir leben
und sie anzunehmen
und „Ja“ zu ihnen zu sagen.
So, wie ich versuche,
sie in mein Leben zu integrieren,
einzubauen
und „Ja“ zu sagen.
Zu himmelhoch jauchzenden Glücksgefühlen,
Stolz und Harmonie,
Sonne und Licht,
Licht und Kraft und guter Energie.
Aber auch zu abgrundtiefen,
bodenlosen, schwarzen Phantasien,
zu Grauen und Horror,
zu unvorstellbarer Qual und Schmerzen,
denen der Tod die einzige Erlösung scheint.
All das ist in mir
und ich versuche seit langem,
beiden Seiten und dem großen Raum dazwischen
einen Platz in mir zu geben.
Vielleicht schaffst Du es,
mich dabei zu unterstützen.
Wenn das ein bisschen gelingt,
dann werde ich weiter heilen können,
werde meinem inneren Kind
meine Hand reichen können.
Wenn ich keine Angst haben muss,
dann wird auch mein inneres Kind sich trauen,
sich Dir ein Stück zu offenbaren.
Und das lässt mich genauso heilen
und ganz werden,
wie Deine Liebe zu mir
und meine Liebe zu Dir.
Nadine, heute Nacht glaube ich,
dass unsere Liebe wunderschön werden wird.
Sie wird wachsen und gedeihen können,
wenn wir das wollen.
Und sie wird uns beiden Kraft geben,
mit der wir nicht nur unsere Zukunft
bestreiten können,
sondern die uns auch die Möglichkeit
geben wird,
alte Wunden zu heilen.
Nadine, ich liebe Dich!

Dein Lothar


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