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Gedichte über das Leben - Seite 766


Der Hobby Fotograf

Ein Mensch beginnt, ich nenn ihn Torsten,
die Fotolandschaft zu durchforsten.
Erkennt dann bald nach einer Weil,
die Landschaft als das wahre Heil
und Blumen, Tiere, das Gesicht,
das interessiert ihn alles nicht!
Der Fluss, der Wald, Aufgang der Sonne,
erfüllen ihn mit größter Wonne.
Man hört, wie er vernehmbar spricht:
Nur Landschaft, alles andre nicht!
Und jahrelang wird ungeniert,
in diesen Zwang viel investiert.
Rät ihm ein Freund, auch ein Erkunder,
bedenk, die Welt ist voller Wunder,
man isst nicht stets den gleichen Kuchen,
er soll was anderes versuchen.
Da windet Torsten sich voll Qual,
die Landschaft bleibt sein Königssmahl.
So geht es viele Jahre lang,
das Thema wird bei ihm zum Zwang.
Doch eines Tages schießt ihm ein:
Sollte das wirklich alles sein?
Und ein interner Stimmungshandel,
ergab einen Gesinnungswandel.
Torsten entdeckt die Blumenwelt,
die ihm ganz plötzlich sehr gefällt.
Blumen sind lieblicher und mild,
als Landschaft, die ihm spröde gilt.
Die Blumen hat er auch entdeckt,
weil sie ein „lohnendes Objekt“.
Die Landschaft in der Ferne liegt,
die Blumen man bei OBI kriegt!
Und er verfällt erneut dem Rausch,
ihm scheint’s ein genialer Tausch.
An dieser Stelle sei genannt,
es gibt auch noch so allerhand,
recht lohnenswerte andre Sachen,
die ebenfalls viel Freude machen.
Die Tiere, wenn auch oft versteckt,
sind stets ein fruchtbares Objekt.
Sind die zu weit, ganz in der Näh,
ist stets das menschliche Portrait.
Will man die Welt mit Licht erfassen,
soll man es nicht dabei belassen,
nur einem Teil gerecht zu werden,
es gibt viel Schönes hier auf Erden!
Das Eine gründlicher erfassen,
das Ganze außer acht nicht lassen.
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Als Mensch da tauch ich in der Masse unter

Als Mensch da tauch ich in der Masse unter,
Ich bin der Durchschnitt, wie man ihn nicht anders kennt-
Im Insgeheimen bin ich etwas bunter
Und viel zu selten bin ich wirklich konsequent.
Als Mensch fühl ich mich oft nur als Fragment.
Ich weiß, dass ich zu selten gerade steh.
Entschuldigung, ich suche grad das Argument,
Wenn ich statt vorwärts rückwärts geh.
Mitunter schäm ich mich für meine Gedanken in Klischee,
Das Ganze macht es allerdings noch schlimmer.
Statt mich zu ändern find ich jedesmal den Dreh
Und tue so als hätt ich keinen blassen Schimmer.
Ich bin ein guter Mit-der-Strömung-Schwimmer.
Und nur im Dunkeln schwimm ich mal dagegen
Und nur allein bei mir zu Haus im Zimmer,
Da werd ich mutig, ja sogar verwegen.
Ich fühl mich wohl und will mir die Gewohnheit pflegen.
Ich fühl mich wohl, ich denke, lebe gut.
Nur manchmal bin ich noch etwas - na ja, verlegen
Und sage mir, das ist des Wohlstandes Tribut.
So bin ich alt geworden, lebte mein Statut.
Doch jetzt im Alter jucken mich erneut die Fragen
Und aus Bequemlichkeit wird Wut.
Wie will ich mich mit mir noch mal vertragen ?
Geschwüre bilden sich bei mir im Magen.
Ich fühle mich in meiner Existenz bedroht.
Jetzt fang ich an mich richtig zu betragen.
Es ist in mir das letzte Aufgebot.
Bevor es wirklich ernst war, ward ich tot.
Als Toter tauch ich in der Masse unter,
Ich war der Durchschnittsmensch, den keiner kennt.
Doch nach dem Tode treib ich s etwas bunter,
Im nächsten Leben leb ich konsequent,
Jetzt fühl ich noch das leere Leben vorher - abstinent.


Sitges, Spanien, 30.12.1989
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