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Gedichte über das Geld - Seite 35


Wenn Du stempelst...

Wenn Du stempelst…


Wenn Du stempelst, am Schalter da hast Du Weile,
nicht, wie im Job, da hattest Du keine
zu ändern Deine Ansichten,
zu meditieren,
zu lesen,
und, warum nicht, zu dichten.
Im Tanz ums goldene Kalb machst Du Rast
Der, der Dich entliess, der beneidet Dich fast.

Wenn Du stempelst, am Schalter bist Du selten allein,
Nicht, wie im Job, morgens halb drei,
die Datenbank erstellend,
damit um acht,
wenn es hellt,
der Computer bereit, zu errechnen den
Bonus, den Profit,
für den,
der dann sagte: "Der kann gehen, gebt ihm den Tritt".

Wenn Du stempelst, am Schalter wirst Du geschätzt,
weil Du, wie im Job, effizient und korrekt.
Warst immer einer der Besten,
oft erwähnt, gelobt,
an betrieblichen Festen.
"Das Personal ist unser bestes Kapital",
sagt doch der,
der sich, an Dir vorbei,
in die Chefetage stahl.

Wenn Du stempelst, am Schalter wird des Öftern gewitzelt
weil Du, wie im Job,
in Krawatte und Kittel.
Verlangt vom Geschäftsstil.
Das Image war wichtig.
Nichts war Dir zu viel für die Firma,
sie war Dir heilig.
Nicht wie dem,
der nun sagt: "Schmeissen wir ihn, und zwar eilig".

Wenn Du stempelst, am Schalter, da glauben Sie, Du hast Geld,
weil, noch im Job,
an dem nicht hat gefehlt.
Warst doch fast ein Genie,
hast verdient jeden Groschen,
verlangt hast Du's nie.
Du tatest stets mehr als nur Deine Pflichten.
Nicht wie der,
der jetzt prahlt: "Wir werden wieder Dividenden ausrichten".

Wenn Du stempelst, am Schalter bist Du der Jüngste nicht mehr.
Wie im Job,
Dein Chef schätzte das sehr.
Du kanntest den Laden.
Mit Deiner Erfahrung
hattest nichts zu erfragen.
"Der ist von gestern, der ist am Erkalten",
meint jetzt der, der beschloss:
"Hinaus mit den Alten“.

Wenn Du stempelst, am Schalter, dann gibt's Dir zu denken.
Nicht wie im Job,
denkst eher ans Hängen.
Zerstört ist eine Welt.
Du verlangst keine Almosen,
es beschämt Dich
das Geld der Arbeitslosen.
Alles, was Du brauchst
und Du willst es wissen
ist dies:
Geht es denen "da oben" auch so
...... mies?
. Aemmerli, Sept.1992
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Geld

Es wird gespendet und versendet, man gibt es aus und schmeißt es zum Fenster raus. Jeder ist drauf angewiesen, es wird auf Konten überwiesen. Manche würden alles dafür tun, es lässt die Welt nicht ruhen.  Es kann den Charakter verderben, viele mussten schon dafür sterben. Man könnte es gerechter verteilen, um es zu verdienen, müssen sich viele beeilen. Wegen ihm wird sich gestritten, viele haben darunter gelitten. Es kann aber auch glücklich machen und einen bringen zum Lachen.  Man kann es gewinnen oder verlieren, manche können ihre Wohnung damit tapezieren. Es wird produziert und eliminiert, es wird investiert und analysiert.  Man kann es vermehren und begehren. Man kann es aber auch verabscheuen und seinen Besitz bereuen. Es kann Angst machen, man lässt es bewachen. Man kann es sparen und aufbewahren. Es wird gestohlen und man kann es abholen. Es wird aufgewertet und entwertet. Es verursacht Schulden, man muss sich manchmal mit ihm  gedulden.  Man kann es verstecken und entdecken. Man kann mit ihm spekulieren und es markieren. Es kann unsichtbar sein und unrein. Es wird missbraucht und verbraucht. Es kann verschwinden und Verluste überwinden. Es wird verspielt und auf ihn gezielt. Es kann gesperrt werden und man kann es erben. Es kann Existenzen vernichten und beginnen Erfolgsgeschichten. Man kann sich ein und frei kaufen und sich wegen ihm raufen. Es kann befreien, man kann es ausleihen. Man kann es zählen und sich dafür quälen. Wäre die Welt besser ohne Geld? Vielleicht ja, vielleicht nein, aber ohne es können wir nicht sein.


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