Gedichte Über Frühling - Seite 131

Erwacht, im ersten Frühlingsklange,
grüßt mich ein zart gewebtes Kleid.
Unter des Vogels Lobgesange,
hebt sich sein Leuchten in die Zeit.

Hier, wo im Wohlsein Farben sprießen,
spür ich der Freiheit weites Feld.
Wo Glück und Glanz ins Herze fließen,
trägt mich der Zauber unsrer Welt.

Der Kirschbaum, in sein Blütenkleid gehüllt,
mein Herz voll Glückseligkeit erfüllt
und auch der Amsel lieblicher Gesang
mein Herz erfüllt, mit göttlichem Klang,
und der Kirschblüten betörender Duft
energetisiert die Atemluft,
herabfallende Blüten streicheln mich,
das Gefühl auf der Haut ist herrlich,
ich träume mich in die Blüten hinein,
genieße als Kirschblüte mein Sein.

Engel fliegen über's Land,
streichen über Strauch und Bäume,
sind der Sonne zugewandt,
bringen Glanz in graue Räume.

Wo sie auch darüber gleiten,
sprießen Blumen, glänzt das Grün.
Alle Knospen sich bereiten,
um ganz prächtig zu erblüh'n.

Da, wo nachts die Engel schreiten,
blüht am Morgen auch mein Herz.
Vogelstimmen mich begleiten.
Freude zieht mich himmelwärts.

Nun dreht der Wind
Bringt sanft und doch bestimmt
Noch einmal kalte Ströme.
Der Frost erstarrt
Die Welt verharrt
Alleine.

Endlich kommt die Ruhe
Und weisse Flocken decken
Mit Würde dunkle Flecken
Dass Bitt’res weich gedämpft
Wo gestern noch gekämpft
Verzeih - es sei verziehen.

Dann kommt der Frühling, es ist soweit:
Schmelzwasser schleift den Kummer glatt
Mischt aus schwarz und weiss ein graues Matt
Bis hinter den Tropfen
Ein bunter Bogen erscheint:
Erinnerung an Zwei- und Gemeinsamkeit.

Wer hat denn so viele Blüten geordert?
Die Netzhäute werden spontan überfordert.
Wenn Sehzellen alle Rosa-Transmitter
auf einmal auskippen, wird‘s bitter,
denn alle, die zu lange hingucken, sind
nach diesem Anblick rosablind.