Gedichte Über Essen - Seite 92

Du dunkler Süßtraum, komm zu mir,
schenk mir deinen zarten Kuss.
Ich lieb dich sehr, verfalle dir,
genieße dich stets in vollem Genuss.

Dein Rippenkleid – wie glatt, wie fein,
fast wie ein Bauch aus Stein gebaut.
Du ziehst mich an, lässt mich nicht sein,
verführst mich und das weißt du auch.

Ich trag dich überall mit hin,
begehre dich stets, zu jeder Zeit.
Du spukst mir ständig durch den Sinn
und viel zu oft in Wirklichkeit.

Ich sollte stark sein – ach, wozu?
Verzicht auf dich wäre pure Qual.
Ich bleib dir treu, egal im Nu,
Milka, mein süßes Ritual.

© Claudia Behrndt

Alles vergessen?

Die vielen Kartoffelsalate,
Die herrlichen Sonntagsbraten,
Herrliche Schnitzel mit Panade,
Die wir früher so reichlich hatten:
Liegt es am menschlichen Wesen,
Genusstage einfach zu vergessen?

Manchmal treiben Sehnsüchte hoch,
Wenn man das alles schon nicht mehr hat,
Denn im Herzen bleibt der Genießer doch
Ein Schwärmer seiner Sinne für seine Tat,
Wenn er sich wieder an den Tisch begibt
Und aus Schüsseln nimmt, was er liebt.

Deshalb wähle später mit Bedacht Deine Speisen,
Denn irgendwann könnte das Schlemmen enden,
Am Ende sein das Schwärmen und das Preisen,
Wenn sich vielleicht die Schicksale wenden.
Also auf und natürlich mit Verstand genossen
Und ja keinen Tropfen Soße vergossen!

©Hans Hartmut Karg
2025

*

Unglaublich, aber da haben neulich Knaben
versucht, sich heimlich am Labskaus zu laben.
Dem ausgesprochen kühnen Unterfangen
folgte das Naschen bunter Zuckerstangen.

Die Nahrungspyramide nun erklommen,
standen zwei Knaben dort vor Müh' benommen.
Der andere sang plötzlich eine Arie
und wurde, wie der eine, Vegetarier.

Mit dem gesunden Appetit
bissen zwei Knaben auf Granit.
Der andere war eher sehr verbissen,
der eine wollte schnell damit abschließen.

Aber was sind das bloß für Wesen
die am helllichten Tage Besen fressen?
Das sind vermutlich wieder diese Knaben.
Die wollen was zum knabbern haben.

© Lena Engelbrecht