Gedichte Über Erde (Seite 82)

Schlaflied

Die Welt, die geht jetzt schlafen
Nun schlaf, mein Kind, auch du
Das Schifflein liegt im Hafen
Und schaukelt sich zur Ruh

Die Sonne ist versunken
Der Mond steigt leis hinauf
Die Stern' am Himmel funkeln
Und haben ihren Lauf

Die Erde ist so stille
Der Himmel ach so weit
Es zirpt die kleine Grille
Ein Lied zur Traumeszeit

Sehnsucht nach Natur

Unterm Nachthimmel stehen
ohne künstliches Licht

Das Morgenrot grüßen,
wenn‘s grade anbricht

Im Wald sich ergehen
ohne Hast, ohne Eile

Bei Bäumen bleiben
eine gute Weile

Die Stille erleben,
ausgiebig genießen

Die Seele darf reisen
und frei sich ergießen

Die Erde spüren,
uns mit ihr verbinden

Die Tiere begrüßen,
wo wir sie grad finden

Im See eintauchen,
das Wasser bewegen

Mit Lüften heut tanzen
und singen, sich regen

Ins Meer hinaus schwimmen,
sich wiegen und schaukeln

Auf die Wiese sich legen,
die Seele darf baumeln

Am Felsen ausruhen,
sich nicht mehr bewegen

Den Grillen zuhören,
empfangen den Segen

Frau Holle

Das Brot will aus dem Ofen
Die Äpfel in den Korb
Das Bett frisch aufgeworfen
Das sei heut' uns're Sorg'

Das Kind will seine Mutter
Die Mutter ihren Mann
Die Tiere brauchen Futter
So tut man, was man kann

Was immer wir befolgen
Geht seinen guten Gang
Wird Güldenes bewirken
Der Erde Lobgesang

Über Frau Holle existieren etliche Märchen und Sagen. Sie geht möglicherweise auf die ältere Mutter- oder Erdgottheit Hulda/Perchta zurück, die unter diesem Namen als 'die Huldvolle' überwintert hat. Besonders im Alpenraum ist das Perchtenbrauchtum zur Zeit der Rauhnächte (nach der Wintersonnenwende) noch lebendig.

Der Astronaut

Einmal
Abstand nehmen
von allem Irdischen
und
schauen

Einmal
überwältigt sein
von der Schönheit
dieses blauen
Planeten

Tausendmal
die Botschaft zurückbringen
diese unsere
einzige Heimat
zu bewahren

Doktor Wald

Büsche, Kräuter, Baum an Baum,
kaum tret' ich ein in diesen Raum,
da wird's mir wohl, da kann ich sein
und fühle mich fast wie daheim

Die frische Luft, das satte Grün,
die kleinen Pflänzlein, die erblüh'n,
die Kühle und die braune Erde -
da fühl‘ ich keinerlei Beschwerde

Das lichte Dach, der dunkle Stamm,
das ist mir heut' genug Programm
Ich gehe auch mal querfeldein,
darf's etwas Abenteuer sein?

Der Wald, er ist fast wie ein Arzt,
auch wenn du ihn nicht immer magst
Er ist die Basis, ist der Grund,
für's Atmen, Leben bis zur Stund'

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