Nicht fünfzig Kilometer nur,
und schon verriegelt sich die Spur.
Sachsen bleibt mir fremd und fern,
ein Land, das ich so hätte gern.
Nicht fünfzig Kilometer östlich mehr,
und Böhmen läge mir am Herz so sehr.
Doch Mauern, Draht und kalter Stein
sperren die Sehnsucht draußen ein.
Wie Dornen reißen Stacheldrähte,
was einst verbunden, trennt nun Städte.
Die Freiheit stirbt, die Seele wird schwer –
als läg ein Schatten überm Meer.
Wenn keiner hätte Stacheldraht gezogen,
wäre dann die Welt so verlogen?
Wär’ Sachsen und Böhmen mir Heim,
statt ewig nur Erinnerung zu sein?
Selbst offene Tore, hell und weit,
bringen nicht nur Heiterkeit.
Zwei Welten prallen hart und klar,
wie Feuer, das dem Wasser nah.
Sie berühr’n sich, doch sie verbinden nie –
zu tief die Wunde, zu stark die Melancholie.
Und trotzdem wächst im Lauf der Zeit
der leise Traum von Einigkeit.