Gedichte Über Bilanz - Seite 78

Neulich fragte mich ein Freund,
wie es denn ist,
wenn man seit 30 Jahren
verheiratet ist.
Ich antwortete :
Es ist wie bei einem alten Paar
deiner Lieblingsturnschuhen.
Am Anfang hast du sie vergöttert,
sie waren neu und wunderschön.
Du hast sie jeden Tag getragen.
Zum ersten Konzert,
beim ersten Freund.
Zur Schule haben sie dich treu begleitet.
Doch irgendwann waren sie abgenutzt.
Ihr Glanz war verflogen.
Du hast sie in den Schrank gestellt.
Als Belohnung für ihre treue Dienste
hast du sie behalten.
Doch dein Herz schlug bereits für ein neues Modell. Mit diesem hast du nun dein Leben geteilt.
Lange Zeit konntest du dich von den alten nicht trennen.
Doch schon lange war dir bewusst, auch
wenn du sie mal über alles geliebt hast, wirst du sie nie wieder tragen.
Und irgendwann hast du den Mut
und trennst dich von ihnen.

Ich sage mir
ich werde gehen
ich darf nicht warten
soll geschehen
das Abschied nehmen
fällt nicht schwer
ich seh hier keine Zukunft mehr.

Nie Spur von Zweifel
ich in mir trug
bin mir so sicher
es war genug
den neuen Weg
den ich jetzt geh
ganz tief
in meiner Seele steht.

Auf dem Weg
den ich jetzt geh
fühl ich
ich immer Sonne seh
ein jeder Sturm
rauscht schnell vorbei
fühl nur den Wind
der vorwärts treibt.

Es ist der Weg
ich fühl es tief
der mich
vom Hadern
weg bewegt
ich find die Straße
Neubeginn
zu mir
zu meinem Herzen hin.



MB

65 .bin ich nun

Seit 65 Jahren weile ich nun auf in dieser Welt
hab Kinderzeit nach dem Kriege gelebt genossen
durch die Schul gegangen dann eine Lehre durch begonnen
hab mir dann bei der Bundeswehr die Zeit vertrieben 8 Jahre
Da gab es noch eine Pflicht zum Dienst für Deutsche Volk
War nicht umsonst - sondern fürs Leben

Dann folgte ein „normales“ Arbeitsleben im Beruf
doch schon damals nicht für immer
hab vieles andere gemacht - war auf den Dächern
sorgte für Licht auf vielen Wegen - später auch was mit Tieren

Doch muß ich gestehen die schönste Zeit war einst
Mit dem Fahrrad in die Wälder und aus Land gefahren
Natur bewundert - viele Tiere auch gesehen
So manches was nur wenigen gegönnt

Hab dann das Fahrrad mit viel Gepäck
mich auf die Socken gemacht
um Land und Leute zu erkunden
bin dann auch oft länger geblieben

War auf Feiern Feten Festen oft sehr einzig artig
hab Meister getroffen - auch lang geblieben für die Arbeit - Jahre
Das war die Zeit - da war ich Frei und am Leben

Es hat mich geprägt doch am meisten im meinen Leben
Nun ist die Freiheit futsch es ist daneben
Denn es geht nicht mehr - kann nicht mehr reisen

Doch geschrieben hab fast immer schon
begonnen vor 50 Jahren mag so sein
Das kann ich noch - da bin ich Frei

EnTR 13.01.2022

Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt,
das Spiel der Gefühle seit Jahren geübt.
Die guten Gedanken längst ausgeschaltet,
das Feuer der Sinne, in Stille erkaltet.

Den Kummer, die Sorgen mit Arbeit bekämpft
den Schatten des Alltags mit Drogen gedämpft.
Verloren im Reiche der finsteren Fürsten,
die lauernd und wartend der Seele noch dürsten.

Genügsam geworden im Lauf all der Jahre,
die Welt ringsumher ist auch nicht die Wahre.
Man ist jener Teil von trostloser Masse,
mausgrau, ignorant, ohne jegliche Klasse.

Man grüßt weiter freundlich, zeigt gute Manieren
und hofft nur nicht gänzlich den Halt zu verlieren.
Für alles im Leben scheint es längst zu spät,
man ist nur ein Narr, der sich selber verrät!

© Hansjürgen Katzer, Februar 2004