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Gedichte über Bescheidenheit - Seite 37


Immer ein Flüchtling.

Eine Zypressenhecke umarmte weithin den Park, indem die Villa stand;
wir waren Flüchtlinge aus dem Sudetenland.
Von vierzehn Zimmern in dem Haus, hatten wir zwei bekommen,
Mutter, Vater, Kind, bald auch den Großvater zu uns genommen.
Parkettfußboden, Filzpantoffel, immer untergeordnet ergeben,
Kindergeburtstage musste ich ohne Freundinnen erleben.
Wir waren arm, doch ich, noch eingebildet naiv, fühlte mich als „etwas mehr“,
kam ich doch immer über den Kiesweg von der Villa daher.
Die Mami war schön, der Vater war groß,
ich wohnte stolz in dem elitären Märchenschloss.
Mami schrieb für die Kinder Theaterstücke, welche sehr gehoben,
dafür durften die Kleinen einmal im Jahr in der Villa basteln und proben,
nur nicht toben.
Der Hausherr hatte noch Pferde und eine Ziegelei,
nach fünf Jahren baute er sich frei,
indem wir ein klammes Häuschen beziehen mussten,
Opa war`s kalt, er fror sehr leicht; er zog zum Sohn mit seinem Husten.
An diese Zeit denke ich, wenn Flüchtlinge ohne Habe um Obdach bitten,
denn auch wir wohnten lange bescheiden, haben unter der Enge gelitten;
jahrelang gespart und bezahlt. Jetzt sind wir „die Alten.“
Unsere Generation hat wohl deshalb so lange ehelich zusammengehalten.
Mel meinte:“ Die Villa ist halt ein Haus“,
stimmt, es sieht heute schäbig aus.
Die Eleganz ist ganz verschwunden,
die Heckenpracht brutal geschunden….
und schal wird die Erinnerung an die Reichen:
Die Villa muss einer Wohnanlage weichen.
Nur das Gefühl, arm zu sein, prägt sich noch von früher ein.

Ganz ehrlich? Irgendwann gehen wir wieder ohne Geld,
mal reich, dann arm,
wir Flüchtlinge dieser Welt.
CBi.
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