Drachenmärchen

Ein Gedicht von Torsten Hildebrand
Drachen wurden stets bekämpft,
mit Feuer, Schwert und Armbrustspeer.
Und wie der Drachen Atem dämpft,
da jubelte der Ritter sehr.

Er nahm nicht mit, das Drachenhaupt;
und auch nicht Drachenzunge.
Und wie der Ritter laut noch schnaubt,
so rasselt auch die Lunge.

Im Königschloss empfing man ihn:
mit Gold und Sold; und schweren Wein.
Die Königstochter sprach sehr kühn:
"Mich tut die Tat nicht groß erfreu'n."

Der Ritter winkte barsch nur ab;
und hob den Silberbecher.
"Mein Fräulein!" sprach er, "Drachens Grab,
verschafft mir Ehr' und Narbenlöcher."

Da lächelt die Prinzessin spitz
und flüstert: "Saufen können Helden!
Zur Liebe sind sie sehr unnütz;
und tun sich bloß erkälten."

Der Ritter war darob empört;
und tut mit Kampfeslust nun kontern:
"Prinzesschen! Ich hab's wohl gehört.
Doch könnt' ihr nur, das Hypochondern."

Da fällt die holde Dame um.
Gespielte Ohnmacht, zwinkernd blind.
Und alle stehen um sie rum.
Das ist ein Grund, warum Helden einsam sind.l

Informationen zum Gedicht: Drachenmärchen

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11.06.2016
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Torsten Hildebrand) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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