Die Liebe zur Weisheit

Ein Gedicht von Caeli
Beim Mensch unterstellt man, anders als bei Tieren
Dass er dann und wann, insbesondre beim Studieren
Bemerkt, dass der Baum der inneren Fragen
Will nicht immer Früchte tragen

Zwar zucken Geistesblitze durch den Seelenraum
Bisweilen gar des Nachts im Traum
Während kurzer Momente
aufflackernd an des Geistes Grenze

Zwar werden Bedürfnisse befriedigt
Doch der Geist fühlt sich ab und an erniedrigt
Wenn sich fürs Gedankenrätsel keine Lösung findet
Stattdessen übler Druck auf Leib und Magen den Denker überwindet

Die Philosophie, die Weisheitsliebe
Drängt den Menschen mit Verstand
Weg vom dumpfen Triebe
Hin ins weite Geistes- und Gedankenland

Da grübelt dann der Mensch mit Hirn
Das Nadelöhr rund um den Zwirn
Sucht nach Wegen und nach Worten
Die Welt und das Geschehen treffend zu verorten

Er wägt ab und spürt Tendenzen
Mit dem Wissen von tausend Lenzen
Und hofft dabei zum Schluss
Dass seine Weisheit niemals enden muss

Nichts auf der Welt hat Bestand
Die fernste Zukunft scheint zudem vergangen
Gedankenschlüsse sind für wahre Weisheit erst Garant
Wenn die letzten Zweifler eingefangen

So löst Philosophie um Philosophie sich ab
Philosoph um Philosoph legt sich ins Grab
Wobei all die Weisen zu Lebzeiten darauf eingefahren
Selbst beim Untergang Umsicht und Ruhe zu bewahren

Doch zuvor trägt sich der Philosoph durchs Leben
Indem er Umsichtig will Achtung geben
Auf alles was als Regel festgesetzt
Auf alles was durch eisenharte Starrheit tief verletzt

Die Metaphysik zeigt dem aufgeschlossenen Geist
Dass Raum und Zeit nicht festgeschweißt
Dass Masse und Bewegung
Grund für manch unerkannte Daseinsregung

Dass, wenn Kräfte ineinander überführt
Sowohl die Materie, der Raum und auch die Zeit berührt
Sich Ewigkeiten, Raum und Zeit zu Bewusstsein arrangieren
Und, als Krönung, schließlich erwachte Lebensformen triumphieren

Zwischen Praxis und Theorie
Scheint die Philosophie
Stets am Grundsätzlichen interessiert
Der Blick aufs Ganze und das Alles fest fixiert

Der Philosoph hat den Gedanken Raum gemacht
Sich in ihre Ordnung akribisch genau hineingedacht
Er hofft auf die Welt und ihre Kreaturen
Glaubt fest, dass er mit Weisheit ergründet ihre steten Spuren

Zu des Philosophen Weltanschauung
Gehört manch gedankliche Erbauung
Er findet Gefallen an der Ewigkeit, was ihn fast verdirbt
An einem Stück Unendlichkeit, für die er dann am Ende stirbt

***

Über des Philosophen Leben
Sinnt man nur leise nach
Wie oft will er die Gedankenwelt noch über´s Ende heben
Wieviel Un- und Angedachtes liegt wohl noch brach … !?

Doch dann kam er, der Welten Untergang
Nur der Philosoph, der kam nicht mit
Ihm war die Welt nicht von Belang
Weil er doch ständig in sich litt und stritt ...

© Auris Caeli

Informationen zum Gedicht: Die Liebe zur Weisheit

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22.01.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Caeli) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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