Die letzten Tage der Freiheit

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Was habe ich geliebt
gewärmt und geradezu befeuert
wie sehr nah am Herzen getragen
fühlte die Blutzuckungen in den Bahnen
die das Leben beschreiten
In der Allmacht verfangen
konnten sie dicht bis zur Sonne gelangen
an das Zentrum der Selbstverwirklichung
wie Schmetterlinge unabhängig
dem Alltag trotzend
so empfing ich die allergrösste Ehre

Was habe ich geliebt
auf dieser fasznierenden Erde
manche Wege waren kaum vernehmlich
unbeachtet dessen was auf den Gassen
ungestüm und vorlaut verdichtet wurde
Die Stille spricht ihre eigene Sprache
Die Lust zu leben unterliegt keinem Geheimnis
Der Zugang zu unserer gemeinsamen Wirk­lichkeit
im Jetzt sah ich als Geschenk

Was habe ich geliebt
gerade in den vergangenen Tagen erinnere ich mich
unumwunden an wunderschöne Augenblicke
hätten sie doch nur Ewigkeiten gedauert
Es wäre sicherlich nie zur Klage gekommen
Im Schleier der Dunkelheit verliert alles an Gewicht
Schicht für Schicht entblättertes Bewusstsein
Die letzten Tage der Freiheit
bis wir uns in der Finsternis sicher wähnen
Ich zähle die schleppende Schritte abwärts
vermag nicht mehr zu denken
nicht zu wissen
was wohl noch kommen mag?



© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 19.04.2019]
[Karfreitag]

Informationen zum Gedicht: Die letzten Tage der Freiheit

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19.04.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Marcel Strömer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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