Der Himmel trägt zwei Stimmen
Ein Gedicht von
Sonja Dworzak
Die Sonne tritt auf wie ein Versprechen,
schreibt goldene Linien in das Gras,
streichelt das Antlitz der Schlafenden
und flüstert: Es ist Zeit.
Die Wärme liegt schwer
auf den Schultern der Felder,
zieht durch die Poren der Haut,
macht die Träume schmelzbar
wie Zucker im Regen.
Doch über den Wipfeln der Bäume
kräuselt sich Dunkel.
Ein Falke stockt im Flug,
die Amsel hält inne,
und der Himmel rückt näher,
wie ein Gesicht im Zorn.
Dann:
Blitz.
Ein Wort, das niemand versteht.
Donner.
Die Antwort, die alles zittert.
Und der Regen,
endlich,
wie ein Gebet, das erfüllt wird.
Unter dem Dach der Linden
sitzen wir mit nassen Haaren,
Lachen tropft von den Wimpern,
und aus der Hitze geboren
kommt die Freude zurück —
barfuß, laut,
mit Pfützensprüngen.
Zuversicht
blüht wie Klee nach dem Sturm,
leicht zu übersehen,
doch nie ohne Wurzeln.
Und der Mensch —
nicht mehr als ein Zweig
im Wind der Gnade
erkennt -
DER HIMMEL TRÄGT ZWEI STIMMEN
SDR
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