Befreiungen

Ein Gedicht von Klaus Lutz
Mein Freund ist die eine Sekunde! Sie ist
da, wenn ich auf dem Bett liege. Und ich
mich allein fühle. Und über dieses Leben
nachdenke. Über all das, was ich noch
unternehmen wollte. An Reisen in andere
Länder. An Entdeckungen von anderen
Kulturen. An Begegnungen mit Menschen.
Und wenn ich dann meinen Körper sehe.
Gelähmt und zerstört. Und den Rollstuhl
an der Seite. Dann ist diese eine Sekunde
da. Sie reist ins Licht mit mir. Sie reist
in die Welt mit mir. Sie reist in das Leben
mit mir! Und ist dann, der Traum der
verloren war!

Mein Freund ist die eine Idee. Sie ist da,
wenn ich durch die Straßen fahre. Und
ohne ein Ziel bin. Und über Menschen
nachdenke. Und über all das, was ich noch
erleben wollte. An Freiheit und Wissen.
An Gesprächen und Leben. An Liebe und
Kunst. Und wenn ich dann mein Leben
sehe. Hilflos und Allein. Und das ich im
Rollstuhl sitze. Dann ist diese eine Idee
da. Und sie reist zur Wahrheit, mit mir.
Und sie reist, zum Paradies, mit mir. Und
sie reist, zum Glauben, mit mir. Und ist
dann der Himmel, der verloren war!

Ich sehe mein zerstörtes Leben. Und sehe
dann die Welt. Wie Ozeane verdrecken. Wie
die Natur verschwindet. Wie Kriege überall
wüten. Und wie Menschen verhungern.
Und ärmer und ärmer werden. Und fremd
und hilflos bleiben. Ohne ein Wissen und
Auswege. Ohne Freunde und Glück. Und
ich denke mir. Das Leben braucht etwas
neues. Die Sekunde voller Licht. Die Idee,
die Wunder zeigt. Die Reise mit einem
Lächeln. Die Reise mit aller Liebe. Die
Reise mit allem Frieden. Die Reise ins
verstehen. Wo sich dann, das Leben findet
das verloren war!

Klaus Lutz

Informationen zum Gedicht: Befreiungen

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12.06.2013
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