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Gedichte zur Umwelt - Seite 12


Das Haus des Regenwaldes

Wie dunkel still ist es am Boden
Der Tapir streift hier, ungelogen,
durch‘s Dickicht schon seit Jahrmillionen,
spürt auf die Obst- und Blattvariationen

Der Regen rinnt durch’s Blätterdach
Zikaden, Papageien machen Krach
Die Luft ist schwül und in den Ästen,
da schaut die Schlange nach den Gästen

Darüber in den unt’ren Bäumen,
da liegt ein Ozelot in Träumen
Wie viele schläft auch er, wenn‘s tagt
und geht bei Dunkelheit auf Jagd

Im Dachgeschoss im Regenwald,
da hängt im Baum, so ist es halt,
ein Faultier, das frisst Früchte, Blätter
und hat‘s gemütlich etwas netter

Noch höher ragen Urwaldriesen
und schaffen heiße, hohe Wiesen
Dort nisten Aras und Tukane
Ein Affe schält sich die Banane

Nur einer hat den Baum verlassen
Er war zu schwach und musste passen,
musst‘ fortan in Savannen leben
und dort nach etwas Neuem streben

Ganz aufrecht geh’n schien nun am besten
So konnt‘ man sehen und auch testen,
was die Arme, Hände können,
sind sie frei von and‘ren Zwängen

Mit Holz und Steinen konnt‘ man schaffen,
erfand das Werkzeug und die Waffen
Auch Feuer lernte man entfachen,
das Essen kochen, Töpfe machen

So schritt man langsam weiter fort
und kam zu Technik, Kunst und Wort,
zu Viehzucht, Ackerbau und Häusern
Man lernte schriftlich sich zu äußern

Der Geist verleiht ihm so viel Macht,
dass nun als ‚Mensch‘, auf sich bedacht,
kann er sich nehmen, was er will
Sein Wachstum steht noch heut nicht still

Er tötet so viel and’re Wesen
und glaubt sich noch von Gott erlesen
In seinen Wald kehrt er zurück
nicht nur als Wand’rer - Stück für Stück

zerstört er, was ihm Heimat war -
nur für sich selbst. Ist ihm nicht klar,
dass er das Lebenshaus zersägt,
das ihn und alles Leben trägt?


Anm.: das gesprochene Gedicht mit Musik und Bildern ist zu finden auf https://youtu.be/35bz-CMj3BM
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Minus Mensch

Es sind die letzten Sommertage,
trübe-fahl wie Blei, kein Laut
wilder Natur, von Vögeln, Bienen
erfüllt die Luft. Sie haben dieses
tote Land nicht mehr vertragen.
Zwischen ihnen und Unkraut
gab es keine Trennungslinien.

Es senkte sich oft feiner Nebel
auf endlose Kulturnatur.
Propellerkreischen war das Zeichen
sich zu entfernen, doch wohin, denn
eine Regel, lang verborgen,
ist: Gift, selbst in der kleinsten Spur,
folgt, uns am Ende zu erreichen.

Der Flugzeugpilot war ein Zyklop,
ein Auge mitten im Gesicht,
wo sonst die Nase ist - Glücksfall,
denn nichts mehr roch er wenn er
flog, durch Rauchwolken von brennenden
Rinderkadavern, ohne Sicht -
so sprühte er halt überall.

Sein Kind hat in dem großen Kopf
nur noch den Mund, der immer schreit.
Die Mutter wünschte ihm den Tod,
sie steckte es nach der Geburt in
einen Topf, es sollte weg,
die Grabhöhle war schon bereit -
was der Pilot ihr dann verbot.

Sie nennen es das Minuskind -
es lebt, und leidet für die Taten
jener Leute die im Wahn
von Selbstanbetung sagen, die
sind blind und ignorant,
welche zu mehr Vorsicht raten
bei deren profitablen Plan.

Fällt in der Nacht der schwarze Regen -
durch schmatzend-fauligen Morast
kriecht dieses larvengleiche Kind
mit andern, auf der Suche nach den
Wegen zu der optimierten
Welt der neuen Plusgesellschaft -
für die sie eine Lüge sind.

So führt ihr Schicksal uns im Kreis
zurück - bevor des Menschen Geist
beginnt zu forschen, zu erfinden,
und kreativ mit Fragestellung
und Beweis Lösungen sucht,
sich schließlich von Moral befreit -
um auf dem Bauch sich fortzuwinden.

Es sind die ersten Sommertage,
warm-leuchtend aus dem Zwielicht
nach langer Zeit gekommen.
Grün sprießt in dieses öde,
karge Land. Aus tiefer Stille und
von sanftem Wind getragen bricht
Lebendigkeit herein mit leisem Summen.
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