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Gedichte über Rückschmerzen - Seite 3


Überlebt

Aus der Narkoseaufgewacht
hab ich erst mal nachgedacht.
Wo ich bin und was ich sage,
welche Erinnerung ich trage.
Meine Hände fühlen Schlauch,
unterm Hintern, übern Bauch.

Über mir an einem Galgen
sich Gesundheitsteile balgen.
Flaschen, Schläuche, Plasteventile,
und der Tropfen sind es viele.
Ich trau mich nicht den Kopf zu drehen,
denn ich weiß nicht was geschehen.

Ruhig ist es, alles stumm,
ich seh Fenster, liege krumm.
Doch es fummeln an meinem Leib,
zarte Hände, aha ein Weib.
Sie wischt und tropft und reibt,
als wenn sie Hieroglyphen schreibt.

Zwei Düsen in die Nase pusten,
der Mund ist trocken, ich muss husten.
Die Lunge langsam aufgepustet
und mit Druck dann losgehustet.
Die Hände, die jetzt etwas kleben,
mir schnell einen Zellstoff geben.

Und was ich für einen Geist gehalten,
sagt zu mir: „Den Mund zuhalten.“
Ich sage o, ich sage a,
meine Stimme ist noch da.
Ich huste mir die Lunge frei,
Gott sei Dank kein Blut dabei.

Zwei Hände mich entgegen drehen,
jetzt kann ich ins Zimmer sehen.
Das ist nicht die Wolke sieben,
wie die Dichter oft geschrieben.
Nur ein kühler kahler Raum,
doch die Schwester ist ein Traum.

Weil ihr Schaffen Schweiß geschöpft,
war ihre Bluse aufgeknöpft.
Und da sie sich noch gebeugt,
habe ich ganz frech geäugt.
Dabei musste ich mir gestehen,
mir scheint es schon gut zu gehen.

Ihre Augen meine Blicke haschen,
die Hände das Gesicht mir waschen.
Die Frische bietet mir den Grund
zum Kuss zu spitzen meinen Mund.
Die Schwester Handymeldung macht:
„Der Patient ist problemlos erwacht.“

24.02.2021©Wolf-Rüdiger Guthmann
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Das Antlitz von Wandlitz

Als ich neulich in Wandlitz war,
war das Leben sonderbar.
Da ich wegen 3 Wochen Reha kam,
man mich sofort in Obhut nahm.
Draußen war große Regenszene,
ich schlief mich aus in Quarantäne.
Meist bin ich erst erwacht,
als man das Frühstück mir gebracht.
So saß ich mit Fensterblick,
der Nachttisch trug nun Stück für Stück.
Der Kaffee war mal süß und weiß
und manchmal noch sehr heiß.
Später holte man das Geschirr
und es begann das Reinigungsgewirr.
Mittags lief die gleiche Tour,
doch als Getränk gab‘s Wasser pur.
Vesper hat die medizinische Wissenschaft
für die Patienten abgeschafft.
Als der Durst trieb größte Not,
gab es endlich Abendbrot.
Zum Essen gab es nun heißen Tee,
der wirkte bis zum großen Zeh.
Man konnte kaum mal jemand fragen,
denn alle mussten Masken tragen.
Am 4.Tag die Sonne schien,
da hieß es selber zum Essen zieh‘ n.
Nebenbei wollte der Essenautomat
wissen, was man für einen Hunger hat.
Aber dann ging‘s endlich los,
denn der Appetit war groß.
Endlich mal gesittet essen
und Gespräche nicht vergessen.
Doch Corona forderte jetzt,
nur jeder zweite Platz ist besetzt.
Hinterher hieß es fertig machen,
für die Mucki-Bude oder mit Badesachen.
Ôder für einen Gruppengymnastikraum,
zur Bewegung fast wie im Traum.
Stets war dort, frank und frei
auch ein Spielgerät dabei.
Vom Kaktus bis zum Gummiband
bewegten wir uns mit Fuß und Hand.
Unter all den dienstbaren Leuten
gab es auch die Therapeuten.
Von ihnen gab es in Bauches Lage
manche gute Rückenmassage.
Oder in heiße Tücher gerollt,
man 30 Minuten ruhen sollt.
Nachmittags wurde dann spaziert,
und manch Schatten ausprobiert.
Und wir haben unterdessen
auch die Rollstuhlfahrer nicht vergessen.
Für sie alleine war es nicht leicht,
bis ihr Fahrziel war erreicht.
Entweder ging es in die Konditorei
oder in den Consum nebenbei.
Wollte man Kultur erleben,
hieß es in den Park zu streben.
Wer einst in Pankow thronte,
hier in Vogelstraßen wohnte.
Umgeben von hoher Mauer
und Soldaten, die stets auf der Lauer.

21.06.2021 Wolf-Rüdiger Guthmann
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