Gedichte über das Leben - Seite 656

Sie war so naiv, als sie mit ihm schlief…

Sie war so jung und unerfahren,
trug bunte Spangen in ihren Haaren.
Sie spielte mit Puppen noch,
den ersten Kuss bekam sie dann doch.

Nach dieser Nacht, da war ihr klar,
das dies der Mann fürs Leben war.
Doch Ihre Liebe die war aussichtslos,
der Altersunterschied der war zu groß.

Er beschimpfte sie, und nutzte sie nur aus,
statt Blumen bekam sie Prügel zu Haus.
Sie dennoch diesen Mann nicht verließ,
sie alles mit sich machen ließ.

Selbst als er sie auf die Straße schickte,
sie trotzdem wie ein Hündchen auf ihn blickte.
Das Selbstvertrauen hatte er ihr genommen,
hatte sie niemals in den Arm genommen.

Er behandelte sie wie den letzten Dreck,
sie war ihm Hörig, und ging nicht weg.
Als sie einmal auf den Boden lag,
er noch mit Füßen nach ihr trat.

Sie war nicht mehr sie selbst,
lebte in ihrer eigenen Welt.
Als sie ihr Leben ein Ende machte,
er nur darüber lachte.

Hügel, Täler, Weinbergslagen.
Und im Dreieck springt der Main.
Und man trinkt an allen Tagen
abends einen herben Wein.

Weite Fluren mit Getreide.
Fuchs und Hase, Buchenhain.
Nirgends Rinder auf der Weide.
Muschelkalk und Buntsandstein.

Schrebergärten, rote Rosen.
Fürsten aus vergangner Zeit.
Schiffe, Schleußen, Leichtmatrosen.
Altstadtflair im neuen Kleid.

Brunnen, Parks und Glockenläuten,
Dom und Festung, Residenz.
Weinlokale, Gaumenfreuden
in bewährter Konkurrenz.

Philosophische Gedanken,
Bauernschläue, Schweigsamkeit,
findet man in Unterfranken
überall zu jeder Zeit.

Jeder Mensch
sucht auf seine ganz einzigartige Art und Weise
Antworten
auf seine Fragen.
Versucht,
das Leben zu verstehen,
die Liebe zu finden,
glücklich zu sein.

Manchmal
findet er Antworten
erkennt,
was er vermeintlich anders hätte machen können,
versteht Zusammenhänge.

Er versucht,
diese mit-zu-teilen,
meint,
diese Erfahrungen,
Erkenntnisse,
könnten anderen Menschen helfen,
vermeintliche Fehler,
schmerzhafte Erfahrungen
zu vermeiden.
Geht das?.

Jeder Mensch
hat ein einzigartiges Leben,
eine eigene Welt,
ja – ein eigenes Universum,
mit eigenen Erfahrungen,
mit eigenen Fragen,
mit eigenen Wahrheiten,
und Gesetzmäßigkeiten.

Ganz
nach seinem Lebensplan,
nach seinem Glauben,
nach dem, was ihn ausmacht.

Ich glaube,
der Weg des Lebens
ist einer,
der gemeinsam gegangen werden kann.
In Respekt und Anerkennung
jedes einzelnen Lebens,
ohne Urteil, Be-urteilung:
Unvoreingenommen
in Achtung des Einzelnen
und des Ganzen.

Ob das nun wirklich auch so ist,
bleibt offen.

© A. Namer 11/2013