Gedichte über das Internet - Seite 47

Was gibt es nicht schon alles künstlich,
Gelenke, Prothesen, Zähne längst üblich,
was dem Menschen fehlt, was ist verletzt,
wird wie natürlich an ihm künstlich ersetzt.

Was ihm realen Leben ist sehr begründet,
in der virtuellen Welt wirds zur Maskerade,
wenn selbst Intelligenz für einen verkündet,
wofür die eigene nicht ausreicht, wie schade!

Ist das der neue Hype? Avatare werden Stars...
versorgt mit massig neuer grandioser Lyrik,
der Matrix entspringt ein Fluß hinter Plexiglas,
mit reichlich Fans, die danach richtig begierig.

Wer sein Ego mit aufgehübschten Fotos ziert,
sicher nichts Bedenkliches daran erkennt,
wenn wer anders sich als Genie ge(ne)riert,
das eigene Faible als neue Kunst geschenkt.

Wie immer gilt, niemand muss es mögen,
keiner wird gezwungen, dafür Zeit zu verlieren!
Schade um die teure Energie fürs IT-Betrügen,
schlechtes Gewissen muss man nicht anführen.

Fakenews, Deepfakes jetzt auch noch FakeArt,
der Menschheit bleibt echt nichts erspart ...
Besonders die, die am lautesten aufschrein,
werden zu Günstlingen des künstlichen Schein.

Verliert nur ruhig euer reales Selbstwertgefühl,
bald glaubt ihr selber an euer Gefälschtes,
im Innern verfehlt ihr euer selbstgestecktes Ziel,
die Realität erkennt was fake oder echt ist...



© meteor 2025

Mit dem Blick auf das Display

Früher ging mit offenem Lachen
Er durch Straßen zu euphorischen Zeiten,
Packte bei den Hörnern den Jugenddrachen,
Wusste Nöte von sich wegzuleiten.

Dann entdeckte er das Smartphone,
Um bequem alles ins Leben zu nehmen,
Was es da gab an Bild, Film und Ton,
Damit meinte er sich zu bequemen.

Was weltmöglich, das wird ins Auge geholt
Mit ständigem Blick auf das Display.
Das hatte er für sich schon so gewollt,
Es wurde ihm zum „Life and Play“.

So verdaddelte er schließlich sein ganzes Leben,
Das ihm einstmals als Anspruch und Pflicht vertraut.
Damit konnte im Spielrausch er tagelang schweben,
Doch jeder andere Weg war ihm dadurch verbaut.

©Hans Hartmut Karg
2025

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Buchungswahnsinn

Man fährt in eine entfernte Stadt,
Um dort Exponate anzuschauen,
Weil man Bock auf Kultur wohl hat
Und nicht mehr weit kann gehen.

Der Gehapparat ist also eingeschränkt,
Man marschiert nicht mehr, wie in früheren Zeiten,
Als man noch selbst sein Auto gelenkt,
Um mit anderen genüsslich um Bedeutungen zu streiten.

Also versucht man heute die Online-Buchung
Und ist gleich genervt von der APP-Anforderung:
Nur Bezahlsysteme ploppen auf als Versuchung,
Leiten uns gezielt zu neuer Herausforderung.

So zappt man genervt durch das Internet,
Liest seitenfüllende Statements, Komplimente,
Wo dann alles Mögliche über die Stadt steht,
Anbei sogar eine Aufforderung zur Spende….

Nachdem sinnvolle Mailadressen nicht präsent,
Über die man alles ganz leicht buchen könnte,
Man aber von einer Information zur nächsten rennt,
Cancelt den Buchungswunsch ein Mann, der stöhnte.

©Hans Hartmut Karg
2025

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Rasende Gegenwart

Mit wortgeblasenen Mundgewändern
Behängen sich neue Entwicklungszeiten,
Treiben mit Farben in buntem Verändern
Je nach Modestil ihr Streitbereiten.

Früher ließ man sich dazu ganz viel Zeit,
War episch und interessiert breit aufgestellt,
Dabei auch immer zu aktivem Zuhören bereit,
Denn da war Nahpräsenz, noch keine Onlinewelt.

Heute mit erdumspannendem Wahnsinn
Muss alles rasend schnell vonstatten gehen:
Das Ende liegt vorauseilend im Anbeginn,
Weil Neudreistes Neugierden begehen.

In weltflutenden Serien heruntergerasselt,
Laufrasend abhebend allwendige Texte,
So wird manch Geistloses auch murmelnd gefaselt
Und schon wartet man auf das Rollennächste.

Rasend erscheint uns als den Zeitgenossen
Dieser Wortschwall, welcher überwältigend
In die Leere der Gegenwart ausgegossen,
Kein einziges Problem damit bewältigend.

„Brot und Spiele“ heißt allerseits die Devise,
Womit so viel Lebenszeit verschwendet,
Niemand mehr zur Ruhe kommt auf der Wiese
Und man sich medial vollständig verblendet.

©Hans Hartmut Karg
2025

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