Dem Alter schreibt der Volksmund zu
Das es des Verstandes Rätsel lösen tu
Doch kenn ich mich und ahn‘ deswegen
Eine Interpretation könnt‘s daneben geben
Der alte Mensch, er sieht nicht gut
Er hört oft schlecht, nur pochend Blut
Die Nase ist frei, doch riecht sie nicht
Die Haut so blass, mag kaum mehr Licht
Die Muskeln schlapp, die Glieder müde
Die Knochen dünn, die Stimmung trübe
Empfängt der, der sich hier Weise nennt
Nicht mehr was er von der Jugend kennt
Die Reize, die ins Gehirn vorstoßen
Aus dem Weltenraum, dem großen
Sind allermeist doch nur schmächtig
Nur Erinnern gedeiht noch prächtig
Wo kein Reiz, nur hohe Schwelle
Wo keine Bewegung, keine Schnelle
Da kommt das Hirn am Tag zum Schlaf
Und öffnet sich dem Träumer brav
Das genutzte Areal wächst ziemlich an
Gut, wenn man das hier mal sagen kann
Entfernungen und Mauern schwanken
Ganz ohne dass sich Synapsen zanken
Welche wohl größer, welche älter
Welche eher grüner, welche welker
Welche fiktiv oder weit mehr real
Welche destruktiv, oder besser genial
Wen also wunderts, dass in solchem Hirn
Hinter einer geraden, hohen, stolzen Stirn
Sich manch Problem zu Nichts verwandelt
Wenn der Mensch mit der Weisheit bandelt
Wo sich des Rätsels Lösung gerne finden mag
Die solange tief im verborgenen Nirvana lag
Wo alle seidig dünnen Fädchen fein verwoben
Der liebe Mensch nicht mehr von Nichts betrogen
© Auris cAeli