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Gedichte über das Geld - Seite 54


Ein Brief an den lieben Gott

In Neuss, da lebte eine Frau
in einer Welt, die eher grau
Ihr Haushalt war nicht gut bestellt,
mit einem Wort: da war kein Geld

Sie überlegte hin und her,
woher denn Geld zu kriegen wär
Ihr kam ein Einfall, sapperlott,
und schrieb sofort dem lieben Gott

"Oh guter Gott, bin alt und arm
das Geld ist wenig, hab Erbarm
und schick mir schnellstens hundert Mark,
ich müsst sonst hungern, das wär arg!

Ich weiß ganz einfach nicht mehr weiter,
ein And'rer wär vielleicht gescheiter
Ich bitt': beeil dich mit dem Geld,
sonst bin ich fort von dieser Welt!"

Hat's in den Kasten flugs gesteckt
Ein Postmann hat ihn dann entdeckt
Er schaut darauf, was soll er machen?
"Dem lieben Gott" ist doch zum Lachen!

Er denkt sich aber, Spaß muss sein,
d e r geht mal ins Finanzamt ein!
Am nächsten Tag dort angekommen,
wurd' er in Empfang genommen

Doch was geschah mit diesem Brief?
Der Leser liegt wahrscheinlich schief,
denn ein Beamter dacht' daran,
wie man der Frau wohl helfen kann

Was glauben Sie, das ist kein Scherz:
auch das Finanzamt hat ein Herz!
Der Mann im Anzug dacht' sich fein:
Was könnt' hier eine Hilfe sein?

Man sah ihn in dem Büro wandern,
von jenem sammeln, dann vom andern
Doch leider war es etwas karg,
statt hundert war'n's nur siebzig Mark

Doch der Erlös wurd' unverwandt
direkt an diese Frau gesandt
Und diese konnte es kaum fassen:
der Herrgott hat sie nicht verlassen!

So schrieb sie einen Dankesbrief,
in Eile sie zum Postamt lief
"Oh lieber Gott, bin wieder stark
und danke für die hundert Mark!"

Doch solltest du noch an mich denken,
mir ferner gütigst etwas schenken,
so möcht' ich dich um Eines bitten,
nicht dem Finanzamt was zu schicken,
denn diese haben ungelogen,
von hundert dreißig abgezogen!
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Erfinderpech – oder – Der gestohlene Bauplan

Hatte kürzlich ’was erfunden,
schrieb den Bauplan auf ein Blatt.
Nun ist dieses Blatt verschwunden
und ich frage mich, wer’s hat.
Wer ist wohl der Dieb gewesen,
der da stahl, was ich erfand?
Spionierende Chinesen
oder Diebe aus Deutschland?

In der Zeitung liest man morgen
jenes kleine Inserat:
„Mich belasten große Sorgen,
wer mich denn bestohlen hat.
Wer meine Erfindung findet,
kriegt als Lohn bloß meinen Dank.
Denn wer sich stets brotlos schindet,
hat nie Geld auf seiner Bank!

Wäre ich doch von Herrn Nobel
gern mit einem Preis gekürt,
weil mein neukreierter Hobel
sogar Steine malträtiert.
Nur im Kopf sind meine Pläne,
die man frech mir unterschlug.
Und ich raufe mir die Mähne,
weil die Zeit rinnt wie im Flug.

Jetzt muß ich aus dem Gedächtnis
bauen dieses Hobelteil.
Biete es als mein Vermächtnis
weltweit zum Verkaufe feil.
Aber es fehlt mir an Scheinen
für das Baumaterial.
Ohne Geld gibt's nämlich keinen
werkzeugbautauglichen Stahl.

Wenn ich aber nüchtern denke,
an die Zeit, die ich vertan,
nie erhielt je Geldgeschenke,
geb' ich auf den kühnen Plan.
Unfair spielt sehr oft das Leben,
und selbst ein Genie hat's schwer,
wenn ihm zwar der Geist gegeben,
aber seine Taschen leer.

Hat er dennoch ge- oder erfunden,
was die ganze Welt gern hätt’,
ist dies schon 'mal schnell verschwunden
und macht dreiste Diebe fett.
Ob das Rad neu oder ein Hobel
wird erfunden, ist wie Spiel:
Und so bleibt der Preis von Nobel
meistens unerreichtes Ziel.

© Micha Schneider
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