Gedichte zur Beziehung (Seite 244)

Das Heiratsinserat

- Fiktion -
-1-
Ich setzte mütterlichen Rat
nach langer Zeit um in die Tat,
gab auf ein Heiratsinserat,
worum sie mich inständig bat.
-2-
Unter der Rubrik "Zuversicht"
wurde der Text veröffentlicht,
schnell kam dann das Wochenende
und mit ihm die große Wende.
-3-
Telefonisch meldete sich
auf mein Inserat Karl-Friedrich,
auch er suchte einen Partner
als treuen Lebensberater.
4-
Mein kurzes Heiratsinserat,
abgefasst, kurz und moderat
verhalf mir zu dem Ehemann,
der hoffentlich treu bleiben kann.

Ihre zweite Natur

- Fiktion -

Wie sie es auch dreht und wendet,
es gelingt ihr nicht, sich von
diesem Halunken loszusagen.
Sie schleppt ihn in ihrem
Inneren herum wie eine
zentnerschwere Last, die sie
in die Knie zu zwingen droht.
Noch nach Jahren klingen
seine wüsten Beschimpfungen
ihr in den Ohren und seine
oftmals in die Tat umgesetzten
Drohungen versetzen ihr Herz
in Angst und Schrecken,
bringen sie schier um den Verstand.
Vergeblich versucht sie,
ihn aus ihrem Herzen zu verbannen,
sich ihn aus dem Kopf zu schlagen,
ihre Beziehung aus ihrem
Gedächtnis zu löschen.
Als Schatten ihrer leidgeprüften Seele
ist er ihr zur zweiten Natur geworden -
sie kann gar nicht anders,
als sich nach wie vor seinem Willen
zu beugen, obwohl sie für ihn
seit langem nur als ein Nichts existiert.

"Wir sind uns nicht grün"

- Fiktion -

Weil du mich nicht magst
kann ich dich nicht leiden,
wenn du mich dann fragst
was macht, s mit uns beiden,
sage ich rotzfrech,
"rede dabei nur Blech",
dass du mich nicht magst,
dies auszusprechen wagst,
macht mich blind vor Wut,
tut uns beiden nicht gut.

Woran wir leiden,
die Geister sich scheiden
ist Liebesmangel,
feindliches Gerangel.

Daraus wurde nichts!

-1-
Sie war nicht gerade seine erste Wahl,
er lehnte sie ab, ein ums andere Mal
als sie ihm zuzwinkernd Avancen machte,
kokettierte, ihn aufmunternd anlachte.
-2-
Die korpulente Frau turnte ihn nicht an,
um sich zu „retten“, er einen Plan ersann,
scheute nicht zurück vor Lug und Heuchelei,
stellte ihr in Aussicht, eine Liebelei.
-3-
Er beharrte darauf, dass sie abspeckte,
unverhohlen sie als Pummelchen neckte,
sie widerstand allen Abnehmprogrammen,
denn Essen hält Leib und Seele zusammen.
-4-
So konnte sie ihrer größten Lust frönen,
er musste nicht länger vor Frust aufstöhnen
sie würdigten sich nun keines Blickes mehr,
beiderseitige Ignoranz fiel nicht schwer.

Die stille Kraft

Die stille Kraft
der liebgewonnenen Dinge:
die Hand, die meine Linke drückt;
der kurze Blick, der sagt, ich spür's,
du weißt um mich;
ein grenzenlos' Vertrauen,
das drum bittet, halte mich;
ein liebevoller Blick, der zeigt,
ich weiß, so wie ich bin,
so liebst du mich -

Das alles fehlt mir jetzt,
doch gibt es still mir Kraft,
es zu erinnern.

*an meinen toten Sohn

Gedichte zur Beziehung - Seite 244

Das Heiratsinserat

Ihre zweite Natur

"Wir sind uns nicht grün"

Daraus wurde nichts!

Die stille Kraft