Wenn ich bei dir gewesen wäre,
Oma,
in deinen letzten Stunden,
dann hätte ich deine Hand gehalten
und sie nicht mehr losgelassen.
Ich hätte neben deinem Bett gesessen,
still
aber in mir hätte alles gebebt.
Meine Traurigkeit,
meine Liebe,
meine Angst,
dich loszulassen.
Ich hätte dein Gesicht berührt,
ganz sanft,
so wie du früher meins,
wenn ich krank war oder müde,
und du einfach da warst
ohne viele Worte,
nur mit deiner Wärme.
Ich hätte dich angeschaut,
dein Gesicht,
das ich so sehr geliebt habe
jede Falte,
jede Linie,
jede Erinnerung darin.
Ich hätte mich erinnert,
an deine Stimme,
an deine Art, leise zu lachen,
an deinen Duft,
an dein ruhiges Dasein,
das mir immer Sicherheit gegeben hat.
Ich hätte gesagt:
„Ich bin hier, Oma.
Du bist nicht allein.
Ich halte dich.
Ich liebe dich.
Du kannst gehen, wenn du willst
aber du musst nicht schnell.
Ich bleibe,
bis dein letzter Atemzug gekommen ist.“
Und ich hätte geweint.
Nicht aus Schwäche,
sondern weil in mir so viel Liebe war,
die keinen Platz mehr fand außer in diesen Tränen.
Vielleicht hättest du die Augen noch einmal geöffnet,
mich angesehen,
so wie nur du mich anschauen konntest
voll Wärme,
voll Frieden,
voll Herz.
Und du hättest gesagt
mit deiner brüchigen, weichen Stimme:
„Mein liebes Kind…
du brauchst keine Angst zu haben.
Es ist alles gut.
Ich spüre, dass es Zeit ist.
Und ich gehe in Ruhe
weil du da bist.
Du musst stark sein,
aber nicht hart.
Du darfst weich bleiben,
du darfst weinen,
du darfst mich vermissen.
Aber du bist nicht allein.
Ich bleibe bei dir.
Ich werde da sein
in deinen Gedanken,
in deinem Herzschlag,
in den Momenten,
in denen du mich brauchst.
Ich warte auf dich.
Und bis wir uns wiedersehen,
geh du deinen Weg.
Mit Liebe.
Mit Gefühl.
Mit allem, was du bist.“
Ich hätte deine Worte in mich aufgenommen
wie ein letzter, heiliger Atemzug.
Und ich hätte dir gesagt:
„Danke.
Für alles.
Für dich.
Für das, was du für mich warst
und was von dir in mir bleibst.“
Ich hätte dich gehalten,
bis du gegangen bist.
Ganz ruhig.
Ganz friedlich.
Und ich hätte dich nicht festgehalten
ich hätte dich losgelassen
in Liebe.
Und ich wüsste:
Du bist nicht weg.
Du bist in mir.
Du lebst in meinen Tränen,
in meinen Erinnerungen,
in meiner Art zu lieben.
Und irgendwann
wenn meine Zeit gekommen ist
wirst du da sein.
Wirst auf mich warten.
Mit diesem Lächeln,
das nur du hast.
Und mit offenen Armen.