Wie rau und eisig weht der Wind
Das Land ist kahl und fest gefroren
Neu ist das Jahr, das nun beginnt -
und neu das Licht, das uns geboren
Im Hause sind wir noch bemüht,
was liegen blieb, es nachzuholen,
vorauszuschau'n, was uns noch blüht -
dem, was da kommt auf leisen Sohlen
So warm erleuchtet ist das Haus,
das Fest macht keinen Halt an Mauern
Wir freuen uns an Lied und Schmaus -
mög unser Fried noch lange dauern!
Anm.: Im Grunde sind die Weihnachtszeit und die Raunachtszeit zwei Variationen desselben Themas: der Zeit zwischen dem zu Ende gegangenen Sonnenjahr am 21.12. und dem zu Ende gehenden Mondjahr am 31.12. Die Differenz zwischen dem Sonnenjahr mit 354 Tagen und dem Mondjahr mit 365 Tagen beträgt 11 Tage, die von 12 Nächten eingerahmt werden. Diese Lücke ist kosmischen Ursprungs und wir erleben sie bis heute als ruhende, leere und freie Zeit. Sie ist Last und Chance zugleich, ob wir sie Heilige, Geweihte Nächte (Weihnachten) nennen oder Raunächte, ob wir vom 21.12. bis zum Neujahr rechnen oder vom 24.12. bis 6.1., ob wir einen Weihnachtsbaum aufstellen oder ein Julfeuer entzünden, ob wir Wäsche waschen und aufhängen oder ob wir die Arbeit ruhen lassen. Wir sind es, die das Fest mit Leben erfüllen - oder auch nicht.