Zwiespältiger Mai

Ein Gedicht von Hans Witteborg
Zwiespältiger Mai

Nun ist wieder Mai
und die Bockjagd ist frei.*
Aus dem Tier liebenden Heger
wird der Trophäenjäger,
wie bei Jekyll und Heyde,
alles hat seine Zeit.

Man sieht Leute sitzen,
die im Biergarten schwitzen,
den Maibock genießen,
hinter die Binde sich gießen
den schäumenden Trunk
und zu Haus gibt es Stunk.

Und Maikäfer fliegen,
weh, wenn wir sie kriegen,
werden sie unverdrossen
in Kästchen verschlossen
„Pommerland“ gesummt,
bis das Tierchen verstummt.

In diesen Tagen
muss der Hauspoet sich fragen:
soll er Böcke erlegen,
den Kneipengang pflegen,
Maikäfer sammeln
oder im Hause rumgammeln?

Die Entscheidung fällt schwer,
er überlegt hin und her,
kann sich nicht recht entscheiden
und so muss er leiden.
Der Geist ist benommen
doch der Mai ist gekommen!


*in NRW am 15.5.

Informationen zum Gedicht: Zwiespältiger Mai

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11.05.2013
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